Porträt von Johann Basilius Grundmann 1762 (Zuordnung zu Haydn unbestätigt)
Porträt von Ludwig Guttenbrunn 1770
Porträt von Christian Ludwig Seehas 1785
Porträt von John Hoppner 1791
In dem nun folgenden "Tagebuchteil" wird wie folgt verfahren:
1. Ereignisse, die keinem eindeutigen Jahr zugeordnet werden können, werden am Anfang des plausibelsten Jahres genannt.
2. Ereignisse, die keinem eindeutigen Monat innerhalb eines Jahres zugeordnet werden können, werden am Anfang dieses Jahres genannt.
3. Ereignisse, die keinem eindeutigen Tag innerhalb eines Monats zugeordnet werden können, werden am Anfang dieses Monats genannt.
4. Anmerkungen des Autors werden in eckigen Klammern zugefügt.
Zur leichteren Auffindbarkeit von Daten (nach ISO 8601), Namen und anderen Schlagwörtern kann die Suchfunktion des jeweiligen Browsers auf dem entsprechenden Gerät verwendet werden.
Gregor Joseph Werner (get. 1693-01-29 Ybbs an der Donau; gest. 1766-03-03 Eisenstadt) wird von Fürstin Maria Octavia Esterházy (geb. 1688-07-18 Sonnberg, verw. 1721-06-06; gest. 1762-04-22 Wien) als Capel-Meister in die fürstliche Kapelle eingestellt.
Heirat der Eltern Haydns: Mathias Haydn (get. 1699-01-31 Hainburg; gest. 1763-09-12 Rohrau) mit Maria Koller (get. 1707-11-10 Rohrau; gest. 1754-02-25 Rohrau), Heiratseintrag
Taufe von Haydns älterer Schwester (Anna Maria) Franziska in Rohrau (verh. 1750-02-08 mit Johann Vieltzwiser (Filzwieser), verw. 1771-02-08; gest. 1781-07-29 Fertöszentmiklós), Taufeintrag
Taufe von Haydns späterer Ehefrau Maria Anna Theresia Keller in Wien (gest. 1800-03-20 Baden bei Wien). Ihre Eltern sind der Perückenmacher Johann Peter Keller (geb. ca. 1691 [der Geburtsort ist trotz Lorenz' Artikel nach wie vor nicht bekannt. Der Argumentation für Hamburg kann ich mich aus Gründen der Unzuverlässigkeit der handschriftlichen Einträge und mehrerer Gegenschriftproben nicht anschließen.]; gest. 1771-08-09 Wien) und Maria Elisabeth Sailler (Daten noch unbekannt).
Durch eingehende Forschungen insbesondere von Michael Lorenz ist belegt und auch im Haydn-Haus in Eisenstadt entsprechend veröffentlicht, dass die lange durch unkorrekte Überlieferung vermutete Tochter Maria Anna Aloysia Apollonia Keller (get. 1729-02-09) bereits am 1730-05-26 in Wien verstorben ist und es sich bei Haydns Ehefrau um die oben genannte Maria Anna Theresia Keller handelt.
Johann Gottfried Walther (geb. 1684-09-18 Erfurt; gest. 1748-03-23 Weimar) gibt das erste in deutscher Sprache erscheinende, enzyklopädische Musiklexikon heraus: "Musicalisches Lexicon oder Musicalische Bibliotec, Leipzig 1732 bei Wolffgang Deer".
Franz Joseph Haydn wird am 31. März 1732 in Rohrau (heute Niederösterreich) geboren. Der Kirchenbucheintrag zu seiner Taufe ist am 1. April 1732. Da es zu dieser Zeit wegen der Kindersterblichkeit üblich ist, die Kinder am ersten oder zweiten Lebenstag bereits zu taufen, kann davon ausgegangen werden, dass der 31. März 1732 der gültige Geburtstag ist. Haydn legt Wert darauf, nicht als Aprilscherz geboren zu sein und gibt deshalb immer den 31. März als Geburtstag an. Er selbst verwendet den ersten Vornamen Franz nur in seltenen Ausnahmefällen.
Haydn ist das zweite von zwölf Kindern seiner Eltern, sechs davon sterben kurz nach der Geburt. Die das Erwachsenenalter erreichenden Kinder (Franziska, Johann Michael, Anna Maria, Anna Katharina und Johann Evangelist) sind in der Biografie verzeichnet.
Mathias Haydn ist Wagnermeister und, wie seine spätere Wahl zum Marktrichter zeigt, offensichtlich ein angesehener Bürger des Dorfes Rohrau. Anna Haydn ist vor ihrer Heirat mit Mathias Haydn in der Küche des Landesherrn, Graf Karl Anton Harrach (geb. 1692-08-04; gest. 1758-03-21), in Schloss Rohrau tätig. Dessen Enkel Karl Leonhard (geb. 1765-07-11; gest. 1831-03-08) errichtet 1793/1794 im Schlossgarten ein Denkmal für Haydn, das heute vor dem Gemeindeamt des Dorfes Rohrau steht (s. 1793).
Taufe von Theresia Helena Keller (gest. 1819-01-03 Wien) in St. Stephan zu Wien, der ersten großen Liebe Haydns in den 1750er Jahren, Taufeintrag.
Johann Mathias Franck, Joseph Haydns Halbonkel (get. 1708-05-15 Ketzelsdorf; gest. 1783-05-08 Hainburg), der ihn 1738 mit nach Hainburg nimmt, heiratet in zweiter Ehe Juliana Rosina Seefranz (get. 1711-02-15 Hainburg; gest. 1760-01-00 ebda.), Heiratseintrag
Geburt des Bruders Johann Michael Haydn in Rohrau (verh. 1768-08-17 mit Maria Magdalena Lipp; gest. 1806-08-10 Salzburg), später wegen seiner langjährigen Wirkungsstätte bekannt als der "Salzburger Haydn".
Taufe des Bruders Johann Michael Haydn in Rohrau, Taufeintrag
Besuch des Halbonkels Johann Mathias Franck in Rohrau. Er ist seit 1732-12-31 Lehrer in Hainburg. Die gute Stimme von Joseph bewegt ihn, die Eltern davon zu überzeugen, dass er
in seiner Schule in Hainburg an der Donau zur weiteren Ausbildung der Stimme besser aufgehoben sei. Die Eltern stimmen zu. Haydn hat in der Folge sein Elternhaus praktisch nicht mehr gesehen.
Da Haydn in seinen Gesprächen mit Dies ("Joseph hatte das sechste Jahr seines Alters zurückgelegt...") und Griesinger ("Der fünfjährige Joseph...", "...im sechsten Jahr") undeutliche Angaben macht, ist die Frage nach dem genauen Zeitpunkt der Übersiedlung nach Hainburg nicht einwandfrei belegbar. Plausibel ist auch aus den weiteren Lebensereignissen (Floriansfest, Übersiedlung nach Wien und Beendigung der Wiener Chorknabenzeit) ein Zeitraum am Ende des sechsten Lebensjahres, also im Frühjahr 1738.
Haydn erhält bei Franck Unterricht "im Lesen und Schreiben, im Catechismus, im Singen, und fast in allen Blas- und Saiten-Instrumenten, sogar im Paukenschlagen". Haydn: "Ich verdanke es diesem Manne noch im Grabe, daß er mich zu so vielerley angehalten hat, wenn ich gleich dabey mehr Prügel als zu essen bekam." (beides Griesinger 8). Und: "Seit jener Zeit trage ich eine Perücke". (Dies 16)
Georg Reutter d.J. (get. 1708-04-06 Wien; gest. 1772-03-11 Wien) wird Nachfolger seines Vaters Georg Reutter d.Ä. als Domkapellmeister an St. Stephan in Wien.
Geburt des Fürsten Anton I. Esterházy in Wien (gest. 1794-01-22 ebda.)
Fest des Hl. Florian in Hainburg, bei dem Haydn zum ersten Mal in der Öffentlichkeit beim Festumzug die Pauke zur allgemeinen Zufriedenheit spielt.
Geburt von Anna Bon di Venezia in Bologna (gest. nach 1768), einer späteren Sängerin in Haydns Opernensemble
Taufe der Schwester Anna Maria Haydn in Rohrau (verh. 1757-02-06 mit Philipp Fröhlich, verw. 1777-01-29; gest. 1802-08-27 Rohrau), Taufeintrag
Hofkapellmeister Georg Reutter d.J. nimmt Joseph Haydn mit Zustimmung seiner Eltern nach einer Gesangsprobe von Hainburg mit nach Wien zu den Chorknaben des Stephansdoms ins Kapellhaus [Hoefnagel-Plan 1609. Das Kapellhaus wurde bereits 1803 abgebrochen, | weitere Details hier |] (Trilleranekdote Griesinger 9, Dies 17/18. Da die Gesangsprobe u.a. mit Kirschkernen ausgeübt wird, ist der Besuch in den Monaten Juni - August 1740 zur Kirschenreifezeit anzusetzen). Haydn lernt neben den Studien in Gesang, Klavier und Violine auch Latein, Religion, Rechnen, Lesen und Schreiben und äußert sich im Alter dankbar bei gleichzeitiger Distanzierung von den schwierigen Lebensbedingungen ("immerwährendes Fasten") unter Reutter (Dies 25).
Haydn hat also durchaus Unterricht in den musikalischen Fächern gehabt, im Singen bei Adam Gegenbauer (geb. 1703 Altensteig; gest. 1754-04-04 Wien) und Ignaz Finsterbusch (geb. 1704; gest. 1753-04-29 Wien), in der Kompositionslehre bei Reutter: "Reutter ermunterte ihn aber, die Motetten und Salve, welche er in der Kirche absingen mußte, auf beliebige Art zu variiren, und diese Uebung brachte ihn früh auf eigene Ideen, welche Reutter verbesserte." (Griesinger 10)
Tod Kaiser Karls VI. in Wien (geb. 1685-10-01 Wien). Seine Tochter Maria Theresia (geb. 1717-05-13 Wien, verh. 1736-02-12 mit Franz Stephan von Lothringen, verw. 1765-08-18; gest. 1780-11-29 ebda.) besteigt als Regentin der habsburgischen Erblande und Königin von Ungarn und Böhmen den Thron.
Taufe der Schwester Anna Katharina Haydn in Rohrau (verh. 1763-11-20 mit Christoph Neher; gest. um 1801). Ihr Zwillingsbruder Johann Kaspar Haydn verstirbt bereits nach ein paar Monaten am 1741-08-03.
Mathias Haydn wird zum Marktrichter in Rohrau ernannt. Ein Marktrichter ist besonders im österreichischen Raum die erste Instanz in bürgerlichen Streitigkeiten und Handelssachen, hat darüber hinaus auch Aufgaben eines "Dorfpolizisten" und gilt als oberste moralische Instanz des Dorfes. Üblicherweise wird ein Marktrichter von der Bürgerschaft für eine Amtszeit von zwei Jahren gewählt, Mathias Haydn bleibt es bis zu seinem Tode im Jahre 1763, also ganze 22 Jahre. Das spricht für seine Akzeptanz und Autorität in Rohrau.
Geburt von Joseph von Habsburg-Lothringen, dem späteren Kaiser Joseph II. in Wien (gest. 1790-02-20 ebda.)
Tod und Beerdigungsfeierlichkeiten von Antonio Vivaldi (geb. 1678-03-04 Venedig) im Stephansdom zu Wien, Begräbnis im "Spitaller Gottsacker". Haydn ist zwar zu dieser Zeit Chorknabe an St. Stephan, nach den Einträgen im Bahrleihbuch (Buch über die Beerdigungsgebühren) des Stephansdoms ist belegt, dass zu Vivaldis Beerdigungsfeierlichkeiten keine Musik spielte und auch keine Chorknaben sangen. Die in der Literatur wiederholt vorgetragene Behauptung, die im Bahrleihbuch so genannten "Kuttenbuben" seien Chorknaben gewesen, ist falsch. Kuttenbuben waren volljährige Männer, die zur Ehrbezeugung mit gefalteten Händen während der Leichenfeier am Sarg standen.
(Lorenz 2014)
Der Komponist und Musikschriftsteller Ernst Ludwig Gerber (geb. 1746-09-29 Sondershausen; gest. 1819-06-30 ebda.) berichtet in seinem "Neues historisch-biographisches Lexikon der Tonkünstler (Leipzig 1812)" von einem Besuch des Journalisten und Schriftstellers Carl Bertuch (1777-1815) Ende 1805 (s. dort) bei Haydn. Haydn erzählt Bertuch hocherfreut, dass er eine kleine Messe aus dem Jahre 1742 wiedergefunden habe und er daran arbeite, "die Instrumente dazu zu setzen" (Gerber Sp. 593).
Nach heutigem Forschungsstand handelt es sich um die Missa brevis in F-Dur Hob. XXII:1. Allerdings datieren die meisten Forscher diese Messe auf 1749.
Uraufführung von Georg Friedrich Händels (geb. 1685-03-05 Halle (Saale); gest. 1759-04-14 London) Oratorium "Messiah" HWV 56 (dt. "Der Messias") in Dublin
Taufe des Bruders Johann Evangelist Haydn in Rohrau (gest. 1805-05-10 Eisenstadt), Taufeintrag, ab 1764/65 Mitglied der Esterházyschen Kirchenmusik. Trotz seiner lebenslangen Anstellung bei den Fürsten Esterházy unterstützt ihn Joseph Haydn regelmäßig durch finanzielle Zuwendungen oder durch freie Wohnung in Eisenstadt.
Geburt von Marianna von Martines in Wien (gest. 1812-12-13 ebda.), einer späteren Schülerin von Haydn, die eine berühmte Komponistin werden sollte.
Im Laufe des Jahres 1745 (wahrscheinlich um seinen 8. Geburtstag im September herum, da das Regelalter zum Choreintritt 8 Jahre war) wird Haydns jüngerer Bruder Johann Michael ebenso wie Joseph Haydn Chorknabe an St. Stephan in Wien.
Taufe von Johann Peter Salomon (Haydns späterem Konzertveranstalter in London) in Bonn (gest. 1815-11-25 London). Die Familien Beethoven und Salomon sind Nachbarn in der Bonngasse 515. Salomon hat Beethoven bei seinen Besuchen von London aus in Bonn kennengelernt. Beethoven bittet Salomon kurz vor dessen Tod um Unterstützung bei der Verlegung seiner Kompositionen in Großbritannien.
Pfingstsonntag: Haydn wird zusammen mit anderen Chorknaben im Zusammenhang mit deren Auftritt in Schloss Schönbrunn vor Kaiserin Maria Theresia von dieser beim Herumtollen auf dem Gerüst des neu erbauten Schlosses erwischt. Maria Theresia ermahnt Reutter, er solle Haydn "einen rezenten Schilling aufmessen" (wienerisch für: eine gehörige Tracht Prügel verabreichen).
Kaiserkrönung von Maria Theresias Ehemann Franz Stephan von Lothringen (geb. 1708-12-08 Nancy; gest. 1765-08-18 Innsbruck) in der Bartholomäuskirche in Frankfurt am Main zum Römisch-Deutschen Kaiser Franz I.
Taufe von Maria Magdalena Lipp (gest. 1827-06-10 Salzburg), der späteren Ehefrau von Haydns Bruder Johann Michael Taufeintrag
Geburt von Leopold von Habsburg-Lothringen, dem späteren Kaiser Leopold II. in Wien (gest. 1792-03-01 ebda.)
Leopoldsfest im Chorherrenstift Klosterneuburg mit Kaiserin Maria Theresia und Kaiser Franz I., bei dem die Hofkapelle unter Leitung von Reutter die Kirchenmusik ausführt. Maria Theresia äußert als ausgebildete Sängerin gegenüber Reutter, dass Joseph Haydn sich wohl dem Stimmbruch nähere. Darauf übernimmt Michael Haydn die Solopartie und erhält von der Kaiserin als Belobigung die stattliche Summe von 24 Dukaten (1 Dukat = 4 fl. 30 xr. ≈ 100 EUR, also 108 fl. ≈ 2400 EUR. Die Summe und diese Umrechnung sind wissenschaftlich mit äußerster Vorsicht zu sehen, da es eher um kaufkraftbezogene und inflationsbereinigte Preisvergleiche gehen muss. Eine Kuh kostet ca. 20 fl., ein durchschnittliches Handwerksmeistereinkommen liegt im Monat zwischen 30 und 40 fl.). 12 Dukaten davon hat Michael Haydn seinem Vater für ein "zu Tode gekommenes Thier" (Dies 27, Pohl I, 73) zukommen lassen.
Geburt von Johann Wolfgang Goethe in Frankfurt am Main (gest. 1832-03-22 Weimar)
Letzter Auftritt Haydns als Domsänger beim 50-jährigen Priesterjubiläum von Erzbischof Sigismund Graf von Kollonitz (geb. 1676/77-05-30 Wien, Priesterweihe 1699-10-22, Erzbischof von Wien 1722-06-01, Fürsterzbischof von Wien 1723-02-14, Kardinal 1727-11-26; gest. 1751-04-12 ebda.)
Fristlose Entlassung Haydns aus der Domkapelle/Chor von St. Stephan wegen des einsetzenden Stimmbruchs und eines Dumme-Jungen-Streiches, bei dem er einem anderen Chorknaben den Zopf abschneidet, was Reutter verständlicherweise enorm erzürnt.
Haydn findet Obdach in der Dachwohnung des Tenoristen Johann Michael Spangler (geb. ca. 1721 Wien, verh. 1748-02-12 mit Maria Theresia Kürner; gest. 1794-06-04 ebda.) und seiner Frau und Sohn (geb. 1749-02-00). Haydn wohnt bei Spangler bis zur Geburt von dessen Tochter Maria Magdalena am 1750-09-04.
Das Jahrzehnt von 1750 bis 1759 fällt besonders unter den Vorbehalt der intensiven chronologischen Nachforschung. Es sind zwar die wesentlichen Ereignisse und Kontaktpersonen bekannt, aufgrund der erst wesentlich später niedergeschriebenen Haydnschen Erinnerungen (1776 autobiografische Skizze, 1799-1809 Gespräche vor allem mit seinen Biographen Georg August Griesinger (geb. 1769-01-08 Stuttgart; gest. 1845-04-09 Wien), Albert Christoph Dies (get. 1755-02-11 Hannover; gest. 1822-12-28 Wien), und Giuseppe Carpani (geb. 1751-12-28 Vill'albese/Mailand; gest. 1825-01-22 Wien) sind die Datumsangaben bisher nicht vollkommen gesichert. Es kommen also hauptsächlich Plausibilitätsverfahren zum Einsatz.
Heirat von Haydns Schwester Franziska mit dem Bäckermeister und Wirt Johann Vieltzwiser (Filzwieser) in Rohrau, Heiratseintrag
Haydn unternimmt eine Wallfahrt nach Mariazell. Die Bitte, als ehemaliger Chorknabe von St. Stephan eigene Kompositionen (wahrscheinlich die "Lauda Sion" enthaltenden Hob. XXIIIc:4 und 5 [Echtheit bei 5 unklar]) vortragen und singen zu dürfen, wird ihm abgeschlagen. Daraufhin mischt sich Haydn am nächsten Tag unter die Chorsänger und überrascht die Geistlichen und den Regens chori mit seinem Gesang. Griesinger berichtet von einer Kollekte von 16 fl. für Haydn (Griesinger 12), Dies betont die Einladung zur Tafel der Geistlichen, worauf Haydn den Aufenthalt auf acht Tage ausdehnt (Dies 33).
Die späteren "Missa Cellensis in honorem Beatissimae Virginis Mariae (B.V.M.)" in C-Dur, Hob. XXII:5, die "Cäcilienmesse", und die "Missa Cellensis" in C-Dur, Hob. XXII:8, die "Mariazeller Messe", gehen nicht unmittelbar auf diesen Besuch zurück, sondern haben davon unabhängige Entstehungsgeschichten. Verbürgt ist jedoch die Verankerung der Marienverehrung in der Volksfrömmigkeit des 18. Jahrhunderts.
Tod von Johann Sebastian Bach (geb. 1685-03-31 Eisenach) in Leipzig
Haydn bezieht eine Dachstube im Hinterhaus des Großen Michaelerhauses (heute Kohlmarkt 11, Wien 1, Gedenkplakette). Im Vorderhaus wohnen
(a) der Librettist Pietro Metastasio (geb. 1698-01-03 Rom; gest. 1782-04-12 Wien),
(b) ab 1752-12-00 der Komponist und Gesangslehrer Nicola Antonio Porpora (geb. 1686-08-17 Neapel; gest. 1768-03-03 ebda.),
(c) die Familie des päpstlichen Nuntius Nicolo von Martines und
(d) die verwitwete Fürstin Maria Octavia Esterházy (geb. 1688-07-18 Sonnberg; verw. 1721-06-06; gest. 1762-04-22 Wien). Ein direkter Kontakt von Haydn zur Fürstin Esterházy ist aber nicht nachgewiesen.
Durch die Kontakte im Haus werden Metastasio und Porpora auf Haydn aufmerksam und nutzen seine musikalischen Fähigkeiten für Kammerdiener- und Musikassistenzdienste.
Etwa in diesem Sommer 1750 gibt Posamentierer Johann Wilhelm Buchholz (geb. 1692; gest. 1753-03-28 Wien) Haydn einen zinslosen Kredit von 150 fl. (das ist fast ein Jahresgehalt eines kleineren Musikers) zur weiteren musikalischen Fortbildung. Aus Dankbarkeit hinterlässt Haydn der Enkelin von Buchholz in seinem Testament diese 150 fl.
Geburt von Maria Magdalena Spangler in Wien (verh. 1768 mit Franz Carl Friberth (get. 1736-06-07 Wullersdorf/NÖ.; gest. 1816-08-06 Wien); gest. 1794-08-29 ebda.), Tochter des ersten Wohnungsgebers Haydns in Wien. Maria Magdalena Spangler-Friberth ist ab 1768 Sopranistin in der Fürstlich-Esterházyschen Kapelle.
Marianna von Martines erhält von Haydn Gesangs- und Klavierunterricht. Familie Martines gewährt ihm dafür für die nächsten drei Jahre freie Kost. Von Metastasio erhält er monatlich 2 fl., später 5 fl.
Taufe (Geburt?) von Rebecca Scott in London (verh. Schroeter; gest. 1826-04-00 ebda., Begräbnis 1826-04-07 ebda.), der engen Vertrauten Haydns bei seinen beiden Besuchen in London.
Ende 1751 oder Anfang 1752 komponiert Haydn auf Anregung und Wunsch des Wiener Schauspielers und Theaterschriftstellers Joseph Felix (von) Kurz, genannt Bernardon (geb. 1717-02-22 Wien; gest. 1784-02-03 ebda.) die Musik zu dem Singspiel "Der krumme Teufel". Nach zwei erfolgreichen Vorstellungen wird das Stück verboten, vermeintlich wegen 'beleidigender Anzüglichkeiten' (Dies 41) auf den dubiosen Theaterdirektor Giuseppe Affligio (geb. 1722-03-16 Neapel; gest. 1788-06-23 Elba). Eine weitere Aufführung ist für 1753-05-29 nachweisbar.
Eine kurzzeitige Wiederaufnahme des Stücks finden wir in 1757/58.
Uraufführung von Glucks Oper "La clemenza di Tito", nach einem Text von Metastasio, im Teatro San Carlo, Neapel.
Das Jahr 1753 zeigt Haydn als vielbeschäftigten Musiker, Musiklehrer und zunehmend auch als Komponisten.
Zu seinen ersten Schülern gehören die Barmherzigen Brüder Abund Mikysch (geb. 1733 Taub/Böhmen; gest. 1782-04-09 Graz) und Robert Kimmerling (geb. 1737-12-08 Wien; gest. 1799-12-05 Oberweiden/NÖ.)
Haydn vertieft bei Porpora seine Kenntnisse in Gesang, Komposition und Italienisch. Mit Porpora geht er in den drei Sommermonaten nach (Bad) Mannersdorf, um dort der Geliebten des venezianischen Gesandten Pietro Correr (geb. 1707-06-18 Venedig, Gesandter in Österreich 1753-1757; gest. 1768-09-04 Venedig) Klavier- und Gesangsunterricht zu geben. Haydn erhält für seinen Unterricht 25 fl. im Monat. Porpora korrigiert Haydns erste Kompositionen und hält ihn zum Studium von Johann Joseph Fux' (geb. ca. 1660 Hirtenfeld; gest. 1741-02-13 Wien) Lehrschrift "Gradus ad parnassum" (1725) an. Haydn hat die Gelegenheit, bei Porpora "die ächten Fundamenta der sezkunst zu erlehrnen" (HBA Nr. 21).
Bei den Konzertabenden von Prinz Joseph Friedrich von Hildburghausen (geb. 1702-10-05 Hildburghausen; gest. 1787-02-14 ebda.) trifft Haydn mit Christoph Willibald Gluck (geb. 1714-07-02 Erasbach, Oberpfalz; gest. 1787-11-15 Wien), Georg Christoph Wagenseil (geb. 1715-01-29 Wien; gest. 1777-03-01 ebda.), Carl Ditters von Dittersdorf (geb. 1739-11-02 Wien; gest. 1799-10-24 Neuhof, Böhmen) und Giuseppe (eigentlich Joseph Johannes Baptista) Bonno (geb. 1711-01-29 Wien; gest. 1788-04-15 ebda.) zusammen.
Haydns Aktivitäten umfassen u.a.: An Sonn- und Feiertagen um 8 Uhr Vorspieler bei den Barmherzigen Brüdern in der Leopoldstadt für 60 fl. jährlich (ab 1755?), um 10 Uhr in der Gräflich-Haugwitzschen Kapelle, um 11 Uhr singt er in St. Stephan für 17 xr.
Abends geht Haydn mit Freunden "gassatim", d.h. sie spielen und singen im Auftrag von Herren der Gesellschaft vor den Fenstern ihrer Angebeteten, um diesen zu imponieren. Aus diesen abendlichen Auftritten hat Haydn möglicherweise Ideen zu seinem Quintett Hob. II:2 gewonnen.
Wiederaufnahme des Singspiels "Der krumme Teufel" im Kärntnertortheater
Tod von Haydns Mutter Anna Maria Haydn geb. Koller in Rohrau (get. 1707-11-10 Rohrau), Begräbniseintrag.
Geburt von Maria Anna Sabina (gen. Marianne) von Kayser in Wien (verh. 1773-06-29 mit Peter Leopold von Genzinger, Leibarzt des Fürsten Nikolaus I. Esterházy; gest. 1793-01-26 ebda.). In der Literatur findet sich gelegentlich das Geburtsjahr 1750, was aber der Angabe im Totenbuch der Pfarre Schotten Tom. 15 fol. 5 widerspricht, dass sie mit 38 Jahren verstorben sei. Außerdem gibt es eine Quelle, das Liber Societatis Viduorum (Die Witwensocietät der medicinischen Fakultät Wien), in der im Tom. I fol. 90 folgender Eintrag zu finden ist: "Franciscus Petrus Leopoldus Gennzinger [sic!] | natus austriacus Plagensis | die 15ta 9bris 737. | (uxor Maria Anna Nobilis de Kayser Austriaca Viennensis | nata 6ta Novembris 1754)" (Franz Peter Leopold Gennzinger | geboren aus Österreich von Schlägl (heute Oberösterreich) | am 15. November 1737 | seine Ehefrau Maria Anna Edle von Kayser aus Österreich von Wien | geboren am 6. November 1754).
Geburt von Katharina Auenbrugger in Wien (gest. 1825-06-09 ebda.), Schwester von Marianna Auenbrugger, beides spätere Schülerinnen von Haydn
Übersiedlung Haydns wegen zunehmender Einnahmen aus Unterricht und umfangreicher Musikausübung in die Seilerstätte (damaliger Name auch: Seilerstatt) 15.
In den folgenden Jahren wird Haydn von Baron Carl Joseph Weber, Edler von Fürnberg (geb. ca. 1720; gest. 1767-03-21 Weinzierl) nach Weinzierl eingeladen, gefördert und ermuntert, für dessen musikalische Abende Quartette zu schreiben, die sehr gut aufgenommen werden.
Eintritt von Haydns Jugendliebe Theresia Keller als Novizin (Ordensname Josepha) in das Wiener Klarissenkloster St. Nikolaus, Wien I, Singerstraße 15
Zweite Heirat von Haydns Vater Mathias mit Maria Anna Seeder (get. 1736-03-23), Heiratseintrag. Alle fünf Kinder aus dieser Ehe sterben im frühen Kindesalter.
Geburt von Wolfgang Amadeus Mozart in Salzburg (gest. 1791-12-05 Wien)
Profess von Theresia Keller im Wiener Klarissenkloster St. Nikolaus. Landon CW 1, 217f. weist nach, dass Haydn bei der Profess selbst musiziert und folgende drei Werke aufführt: Das Doppelkonzert für Klavier und Violine Hob. XVIII:6, das Orgelkonzert Hob. XVIII:1 und das Salve Regina Hob. XXIIIb:1. Diese recht plausible Vermutung basiert auf einer Erinnerung Haydns im hohen Alter und auf Landons Stiluntersuchungen, eine schriftliche, belastbare Quelle dafür gibt es nicht.
Preußen beginnt durch den Einmarsch einer Armee von 62000 Soldaten in Sachsen den Siebenjährigen Krieg. Der geplante Entsatz der Sachsen durch die österreichische Armee unter Feldmarschall Browne misslingt und führt 1756-10-01 zur Schlacht bei Lobositz in Böhmen, die mit einem preußischen Sieg endet. Weitere Informationen hier.
Leopold Mozart (geb. 1719-11-14 Augsburg; gest. 1787-05-28 Salzburg) wird am Vorabend seines 37. Geburtstages zum Violinlehrer am Kapellhaus in Salzburg ernannt. Der Grund dafür ist in seinem im Jahre 1756 in der 1. Auflage in Augsburg erschienenen "Versuch einer gründlichen Violinschule" zu sehen, die er dem Salzburger Fürsterzbischof Sigismund III. Christoph von Schrattenbach (geb. 1698-02-28 Graz; gest. 1771-12-16 Salzburg) gewidmet hat.
Heirat von Haydns Schwester Anna Maria mit dem Schmiedemeister Philipp Fröhlich (geb. 1729 Rohrau; gest. 1777-01-29 ebda.) in Rohrau, Heiratseintrag
Geburt von Ignaz Joseph Pleyel in Ruppersthal, NÖ. (gest. 1831-11-14 bei Paris), einem späteren Schüler und Kollegen von Haydn. Internationale Ignaz Joseph Pleyel Gesellschaft
Auf Vermittlung von Baron Fürnberg lernt Haydn in Wien Graf Morzin kennen. Die ältere Biografie von H.C. Robbins Landon (CW 1, 236) vermutet den regierenden Grafen Ferdinand Maximilian Franz (geb. 1693-12-16 oder 21 Lukavice; gest. 1763-10-22 oder 23 ebda.) als einstellende Autorität, gibt aber ebenso wie die neuere Biografie von James Webster (New Grove 2002) seinen Sohn, Karl Joseph Franz (geb. 1717-01-23; gest. 1783-09-02) als wahrscheinlichen Arbeitgeber an. Haydn wird Kapellmeister des Grafen. Die exakte Datierung des Anstellungsvertrages ist (bisher) nicht möglich. Haydn erhält 200 fl. pro Jahr, freie Wohnung und Kost an der Offiziantentafel (Offiziant=Amtsträger niederen Ranges, dagegen Offizier=Amtsträger höheren Ranges).
Auch hier gehen die historischen Quellen und die Stiluntersuchungen der für Morzin auf seinem Schloss in Dolní Lukavice komponierten Sinfonien auseinander, einige vermuten Haydns Anstellung bereits 1757, andere (weniger wahrscheinlich Griesinger 20, Dies 42) erst 1759.
Zweite Fassung des Singspiels "Der neue krumme Teufel". Das Libretto ist erhalten, die Musik von Haydn ebenso wie bei der ersten Fassung von 1751/52 nicht.
Tod von Georg Friedrich Händel (geb. 1685-03-05 Halle (Saale))in London
Taufe von Marianna Auenbrugger in Wien (gest. 1782-08-25 ebda.), mit ihrer Schwester Katharina Schülerin von Haydn. Außerdem komponierte Haydn die Sonaten Hob. XVI:35-39 und Hob. XVI:20 für die Schwestern Auenbrugger, die Erstausgabe widmete Artaria den Schwestern.
Geburt von Friedrich Schiller in Marbach am Neckar (gest. 1805-05-09 Weimar)
Uraufführung von Kurz' und Haydns "Der neue krumme Teufel" im Kärntnertortheater
Luigia Moreschi wird in Neapel geboren (verh. 1777 mit dem Geiger Antonio Polzelli, der ungefähr 25 Jahre älter ist, verw. 1791-07-14; gest. 1830-10-05 in Kaschau (Kosice), Slowakei). Hinweise auf das Geburtsjahr 1750 sind überholt, da die vorliegenden Kaschauer Sterbematriken ihr Alter mit 70 Jahren angeben. Das Sterberegister nennt als ihren Namen "Aloysia Poredni", aber aus der Anmerkung "ex Italia" in der gleichen Zeile und der Tatsache, dass sowohl Alter als auch Herkunft sich nur auf Luigia Polzelli beziehen können, ist eine sichere Identifikation möglich [Ich danke hiermit ausdrücklich Dr. Josef Pratl für seine Forschungen zu diesem Thema]. Sie wird später Sängerin im Esterházy-Ensemble.
Porpora wird mit 73 Jahren Lehrer am Conservatorio di Santa Maria di Loreto in Neapel
Uraufführung der zweiten Version von "Il trionfo di Camilla" von Porpora nach einem Libretto von Silvio Stampiglia (geb. 1664-03-14 Civita Lavinia; gest. 1725-01-27 Neapel) im Teatro San Carlo in Neapel
Heiratskontrakt zwischen Haydn und Maria Anna Theresia Keller in Wien.
Heirat Haydns mit Maria Anna Theresia Keller in St. Stephan zu Wien, Heiratseintrag.
Über das Verhältnis der Eheleute Joseph und Maria Anna Haydn gibt es nur wenige, einseitige Aussagen von Haydn und seinen Gewährsleuten. Daher werde ich hier die in den meisten "Biografien" weit verbreiteten Wertungen nicht wiederholen.
Unabhängig von dem Heiratsverbot für Morzins Musiker (Haydn hätte seine Heirat nicht lange geheim halten können) gerät Graf Morzin in finanzielle Schwierigkeiten und entlässt die gesamte Kapelle, nicht ohne Haydn, der nun bereits einen guten Ruf als Musiker und Komponist hat, an Fürst Paul II. Anton Esterházy (geb. 1711-04-22 Wien; gest. 1762-03-18 ebda.) zu empfehlen, der ihn mit einem strengen Vertrag, so wie er damals durchaus üblich war, an das Haus Esterházy als Vice-Capel-Meister bindet (s. 1761-05-01).
Fürst Paul II. Anton Esterházy vereinbart einige Anstellungsverträge mit neuen Musikern. Dieser Vorgang zeigt ganz offensichtlich schon Haydns Einfluss auf die fürstliche Kapelle in den Wochen vor seinem eigentlichen Anstellungsvertrag. Der Ober-Capel-Meister Gregor Joseph Werner wird zwar von Haydn hoch geschätzt (Haydn gibt 1804 bei Artaria et Comp. heraus: "VI Fugen in Quartetten auf zwey Violin, Viola, und Violinzell von G: J: Werner Weÿland Kapelmeister S. D. des Fürsten N. Esterhazy. Aus besonderer Achtung gegen diesen berühmten Meister nun herausgegeben von dessen Nachfolger J. Haydn"), ist aber der Kreativität und Energie des jungen Vice-Capel-Meisters nicht mehr gewachsen.
Anstellungsvertrag Haydns als Vice-Capel-Meister bei Fürst Paul II. Anton Esterházy mit 400 fl. Jahresgehalt, freier Wohnung und Mahlzeiten am "Officier-Tisch"
Haydn wohnt (mit seiner Frau?) in Eisenstadt im Musikerheim im Gebäude der Alten [Herrschaftlichen] Apotheke neben dem Schloss am Beginn der heutigen Joseph-Haydn-Gasse, ab Herbst 1762 bis zum Bezug seines Hauses in der Klostergasse 82 am 1766-05-01 mit seiner Frau im Zentrum Eisenstadts im sog. Kussenics-Haus (heute: Hauptstraße/Ecke Fanny-Elßler-Gasse).
Tod von Fürst Paul II. Anton Esterházy de Galantha in Wien (geb. 1711-04-22 Eisenstadt),
Übergang der Fürstenwürde an seinen Bruder Nikolaus I. Joseph Esterházy de Galantha (geb. 1714-12-18 Wien; gest. 1790-09-28 ebda.), genannt "Der Prachtliebende".
Tod der Fürstin Maria Octavia Esterházy in Wien (geb. 1689-07-18 Sonnberg), der Mutter von Paul II. Anton und Nikolaus I.
Regierungsantritt von Nikolaus I. Esterházy; feierlicher Einzug in Eisenstadt in das Schloss Esterházy mit dem großen Konzertsaal, heute Haydnsaal.
Neuaufstellung der Hofkapelle, u.a. Anstellung der Familie Bon (Vater Bühnenbildner="Mahler", Mutter Rosa und Tochter Anna Sopranistinnen) im Opernensemble des Fürsten Esterházy in Eisenstadt
Bestätigung der unter seinem Bruder Paul II. Anton geschlossenen Verträge der Esterházyschen Kapelle durch Fürst Nikolaus I.
Haydns Name wird erstmalig in den Katalogen von des bedeutenden Musikverlegers Johann Gottlob Immanuel Breitkopf (geb. 1719-11-23 Leipzig; gest. 1794-01-28 ebda.) erwähnt.
Haydn erhält von Fürst Nikolaus I. eine persönliche Quartals-Zulage von 50 fl. zu seinem vereinbarten Jahresgehalt von 400 fl.
Hochzeit von Nikolaus' I. Sohn Fürst Anton I. Esterházy mit Gräfin Maria Theresia Erdödy von Monyorókerek und Monoszló (geb. 1745-11-25 Wien; gest. 1782-05-01 ebda.) in der Kapelle der Hofburg in Wien. Nach der Hoftafel bei Kaiserin Maria Theresia fährt die Hochzeitsgesellschaft nach Eisenstadt, wo Haydn in der Schlosskapelle ein Te Deum (welches?) dirigiert.
Uraufführung der Oper "Acide" Hob. XXVIII:1 (1. Fassung) in Eisenstadt anlässlich der Hochzeit von Fürst Anton I.
Fürst Nikolaus I. erhöht Haydns Jahresgehalt auf durchschnittlich 583 fl. (Jahresabweichungen von 582 fl. 30 xr. bis 583 fl. 30 xr.). Die persönliche Quartals-Zulage von 50 fl. bleibt erhalten. Ab 1771 kommen noch Wein- und Holzdeputate als Natural-Leistungen dazu.
Die in der Literatur oftmals zu lesende Gesamtsumme von 786 fl. Jahresgehalt ergibt sich durch die unkritische 12-fache Multiplikation des Monatsgehalts von 48 fl. 50 xr. Das stimmt nicht mit den Abrechnungen der Fürstlichen General-Cassa überein, die je nach Monatslänge [bis auf ganz wenige fehlerhafte Ausnahmen] für 28 Tage 47fl. 20xr., für 29 Tage 47fl. 50xr., für 30 Tage 48fl. 20xr. und für 31 Tage 48fl. 50xr. bezahlt. Daraus ist leider keine proportionale Gleichung abzuleiten.
Tod von Haydns Vater Mathias nach einem Unfall, bei dem ein umstürzender Holzstoß ihm einige Rippen bricht (Griesinger 22), Begräbniseintrag.
Heirat von Haydns Schwester Anna Katharina mit dem herrschaftlichen Büchsenmacher Christoph Neher, Heiratseintrag. Zwei Kinder aus dieser Ehe sterben 1766 und 1768 kurz nach der Geburt.
In Paris erscheinen beim Musikverleger Louis Balthazard de la Chevardière (geb. 1730-02-00 Volx; gest. 1812-04-08 Verrières-le-Buisson) "Six Simphonies..." [sic!], der früheste bekannte Druck von Haydn-Werken. Es handelt sich um die Quartette Hob. III:1-4, die weiteren zwei Quartette sind von Karl Joseph Toeschi (Carlo Giuseppe Toeschi) (get. 1731-11-11 Ludwigsburg; gest. 1788-04-12 München), einem bedeutenden Violinisten der Mannheimer Hofkapelle, und auch unter diesem Namen veröffentlicht.
Fürst Nikolaus I. trifft als Vertreter der böhmischen Kurstimme in Frankfurt am Main ein, wo Maria Theresias Sohn Joseph II. zum deutschen Kaiser gewählt werden soll. Nach der Wahl am 1764-03-27 folgt am 1764-04-06 die Krönung. Fürst Nikolaus I. lässt ein glanzvolles Fest ausrichten. Hier spricht Goethe bereits vom "Esterházyschen Feenreich". Nach den Krönungsfeierlichkeiten fährt Nikolaus I. zu Besuch nach Paris und Versailles.
In Paris erscheinen beim Musikverleger Jean-Baptiste Venier (geb. Venedig; gest. wahrscheinlich Paris) "Sinfonie a più stromenti", unter der Nr. 14 die Sinfonie Hob. I:2 von Heyden [sic].
Aufenthalt der Esterházyschen Hofkapelle in Schloss Kittsee. Besuch der Kaiserin Anfang September.
Fürst Nikolaus I. gestattet Haydn, der offensichtlich schwerer erkrankt ist, Medikamente auf seine Kosten zu kaufen.
Eintritt von Haydns Bruder Johann Evangelist als Tenorist in das Esterházysche Kirchenmusik-Ensemble in Eisenstadt. Nach sechs Jahren nahezu unbezahlter Tätigkeit, bei der Joseph Haydn seinem Bruder immer wieder finanziell zur Seite steht, wird Johann Evangelist 1771 fest angestellt.
Haydn, der immer noch erkrankt ist, erhält von der Eisenstädter Apotheke der Barmherzigen Brüder (Officina FFrum [Fratrum] Misericordiae) "Besondere Brust Pillen" .
Tod von Kaiser Franz I., Gemahl von Kaiserin Maria Theresia, in Innsbruck
Auf Veranlassung von Gregor Joseph Werner und dem Güterregenten Peter Ludwig Rahier erhält Haydn ein tadelndes Schreiben wegen vorgeblicher Vernachlässigung seiner Dienstpflichten durch Fürst Nikolaus I. ("Abmahnung"). Haydn erstellt darauf sein erstes Werkverzeichnis ("Entwurf-Katalog") und schreibt innerhalb von zehn Jahren 126 Baryton-Trios. Der Baryton ist das Lieblingsinstrument des Fürsten, das er auch selbst spielt.
Geburt von Fürst Nikolaus II. Ferdinand Esterházy de Galantha in Wien (gest. 1833-11-25 Como), Haydns viertem Dienstherren ab 1794.
Fürst Nikolaus I. lässt ab 1763 aus dem bereits recht stattlichen Jagdschloss Süttör am Südrand des Neusiedler Sees das "Ungarische Versailles" Schloss Eszterház bauen (andere Schreibweisen: Eszterháza, Estoras, heute ungarisch: Fertöd). Der Umbau wird 1766 abgeschlossen und umfasst neben dem Schloss ein Opernhaus, ein Marionettentheater und zahlreiche weitere Nebengebäude. Ab 1766 hält sich Fürst Nikolaus I. in den Sommermonaten überwiegend in Eszterház auf und feiert dort große Feste.
Tod von Gregor Joseph Werner in Eisenstadt, Ober-Capel-Meister und Haydns Vorgesetzter in der fürstlichen Kapelle. Haydn wird Kapellmeister und ist für alle musikalischen Belange des Hofes zuständig einschließlich Kirchenmusik und Opern.
Begräbnis von Gregor Joseph Werner in Eisenstadt
Haydn beginnt die Komposition der Messe "Missa Cellensis in honorem Beatissimae Virginis Mariae (B.V.M.)" in C-Dur, Hob. XXII:5, genannt die "Cäcilienmesse", da sie im Auftrage der Cäcilienbruderschaft der Tonkünstler geschrieben wurde. Durch Stiluntersuchungen wird deutlich, dass Haydn an dieser Messe mehrere Jahre gearbeitet hat. Nach heutigem Kenntnisstand sind einige Teile sogar erst 1773 komponiert worden. Die Gründe für diesen langen Entstehungsprozess sind bereits in der Forschung diskutiert, jedoch noch nicht eindeutig geklärt worden.
Haydn kauft das Haus Nr. 82 in der Klostergasse in Eisenstadt von der "bürgerlichen Adlerwirtin Euphrosina Schleicherin, Witwe des Jakob Schleicher" für einen "Kauffschilling" von 1700 fl. (heute: Joseph-Haydn-Gasse 21, lt. Grundbuch 219 m2) nebst weiteren Hausgründen und dem "Kuchlgärtl hinter den Spittal" (heute: Ostergassl/Bürgerspitalgasse, lt. Grundbuch 226 m2). In unmittelbarer Nähe befindet sich ein am 1. Mai 2018 enthülltes Haydndenkmal der Künstlerin Heidi Tschank.
Haydn hat keine wesentlichen Ersparnisse und kann den Betrag für dein Haus nur in Raten bezahlen. Er bittet u.a. Fürst Nikolaus I. um einen Vorschuss von 400 fl. Der Kaufkontrakt enthält als wesentliche Bestimmungen, dass a) Haydn innerhalb eines Vierteljahres 1000 fl. zzgl. 5% Zinsen bezahlen, b) den Rest von 700 fl. zzgl. 5% Zinsen vierteljährlich zur Gänze abtragen, c) bis zur gänzlichen Abführung eine Hypothek zugunsten der Schleicherin einräumen muss [Pratl 2009].
Uraufführung der Oper "La Canterina" Hob. XXVIII:2 in Eisenstadt.
Aufführung der Oper "La Canterina" Hob. XXVIII:2 im Palais Esterházy in Preßburg
Geburt von Magdalena von Kurzböck in Wien (gest. 1845-02-04 ebda.), einer sehr guten Pianistin und engen Vertrauten von Haydn in seinen späten Jahren (z.B. bei Haydns letztem öffentlichen Auftritt am 1808-03-27 bei der Aufführung der "Schöpfung" in der Aula der Alten Universität Wien).
Einem Brief von Haydn vom 1768-03-20 an den Esterházyschen Sekretär Anton Scheffstoß folgend kann sehr plausibel angenommen werden, dass der Hymnus "Stabat Mater", Hob. XXbis in g-Moll an diesem Karfreitag erstmals in der Schlosskirche in Eisenstadt aufgeführt worden ist. Bis zur Komposition der beiden Oratorien "Schöpfung" und "Jahreszeiten" war das "Stabat Mater" eine der am meisten geschätzten Kompositionen Haydns für großes Orchester und Chor. Haydn verweist in seiner autobiografischen Skizze von 1776-07-06 ausdrücklich auf das Lob, das er von Johann Adolf Hasse für das "Stabat Mater" erhalten hat.
Im Laufe des Jahres 1768 komponiert Haydn die Messe "Sunt bona mixta malis" a 4 voci alla cappella in D-Moll, Hob. XXII:2. Diese Messe ist dem 'stile antico' von Palestrina nachempfunden und nur fragmentarisch überliefert (Kyrie und Anfang des Gloria). Nur ein weiteres kirchenmusikalisches Werk schreibt Haydn in diesem Stil, "Non nobis, Domine" Offertorio in stile a capella ebenfalls in D-Moll, Hob. XXIIIa:1. Ob das letztere Werk aufgrund der stilistischen Verwandtschaft und der gleichen Tonart in engem Zusammenhang mit der Messe auch im Jahre 1768 geschrieben wurde, ist ungeklärt, sehr weit gehende Vermutungen der Entstehungszeit gehen bis ins Jahr 1786.
Geburt von Franz Joseph Karl Habsburg-Lothringen, dem späteren Kaiser Franz II., in Florenz (gest. 1835-03-02 Wien) seit 1804-08-11 als österreichischer Kaiser Franz I.
Geburt von Maria Josepha Hermenegild von Liechtenstein (verh. 1783-09-15 Nikolaus II. Esterházy de Galantha, verw. 1833-11-25; gest. 1845-08-08). Haydn widmet der Fürstin Hermenegild die Sonaten Hob. XVI:40-42 und die Trios Hob. XV:21-23 und schreibt auf Wunsch des Fürsten Nikolaus II. zum Fest "Mariä Namen" am Sonntag nach dem 8. September zwischen 1796 und 1802 sechs Messen Hob. XXII:9-14.
Uraufführung der Kantate "Applausus" Hob. XXIVa:6 im Zisterzienserstift Zwettl (NÖ.)
Stadtbrand in Eisenstadt, erste Zerstörung von Haydns Haus mit einer offiziellen, durch Haydns Inventaraufstellung und durch die Stadt [zu] hoch geschätzten, Schadenssumme von 1148 fl. 27 xr. [Kreuzer]. Fürst Nikolaus I. beteiligt sich mit 378 fl. 67 11/12 xr. an der Wiedererrichtung des Hauses, wovon Haydn 50 fl. wegen eines zusätzlichen Erweiterungsbaues an den Fürsten zurückzahlen muss. Von der Stadt erhält er wie andere betroffene Bürger anteilig aus einer Wohltätigkeitsaktion ca. 50 fl.
Heirat von Haydns Bruder Johann Michael mit Maria Magdalena Lipp in Salzburg (get. 1747-02-10 Laufen bei Salzburg; gest. 1827-06-10 Salzburg), Heiratseintrag.
Anna Bon di Venezia verlässt das Esterházysche Opernensemble
Uraufführung der Oper "Lo Speziale" Hob. XXVIII:3 in Eszterház
Wie so oft bei Haydn, lässt sich das folgende Werk zeitlich nur annähernd einordnen. Es handelt sich hierbei um die "Missa in honorem Beatissimae Virginis Mariae (B.V.M.)" in Es-Dur, Hob. XXII:4, mit dem Beinamen "Große Orgelsolomesse". Die Forschung setzt den terminus post quem auf 1766, den terminus ante quem auf 1774, die höchste Plausibilität liegt in den Jahren 1768-1769. Ähnlich wie bei den zur gleichen Zeit entstandenen Sinfonien finden wir in der Besetzung auch Bläser, im Falle dieser Messe je zwei Englischhörner und Hörner.
Taufe von Johann Florian Elßler in Eisenstadt (verh. 1800-02-10 mit Therese Prinster (get. 1780-10-04 Wien; gest. 1832-08-28 ebda.); gest. 1843-01-12 Wien), späterer Kopist und persönlicher Diener von Haydn von 1787 bis zu Haydns Tod 1809. Außerdem ist Johann Elßler der Vater der weltberühmten Tänzerin Fanny Elßler (get. 1810-06-23 Wien-Gumpendorf; gest. 1884-11-27 Wien) und ihrer ebenfalls als Tänzerin sehr begabten Schwester Therese Elßler (get. 1808-04-06 Wien-Gumpendorf; gest. 1878-11-19 Meran).
Geburt von Therese Jansen in Aachen[?] (verh. 1795-05-16 mit Gaetano Bartolozzi; gest. 1843-06-29 Calais), begabte Musikerin, der Haydn die Trios Hob. XV:27-29 und die Sonaten Hob. XVI: 50 und 52 widmet.
Haydn erkrankt an "hitzigem Fieber", das ihn für längere Zeit arbeitsunfähig macht. Sein Bruder Michael beabsichtigt ihn zu besuchen und erhält Urlaub vom Salzburger Fürsterzbischof. Er tritt die Reise jedoch nicht an, da Haydn bald wieder genesen ist.
Gastspiel des gesamten Esterházyschen Opernensembles mit der Oper "Lo Speziale" Hob. XXVIII:3 im Palais von Gottfried Freiherr von Sommerau [auch Sumerau] (geb. 1742; gest. 1787-12-21 Wien) in Windmühlgasse 28, Wien 6 (ehemals Mariahilf Hauptstraße 12-14, durchgehend bis Windmühle 1 [alte Nummerierung], Hausbezeichnung "Zum weißen Stern", später "Geyling-Haus", weitere Informationen finden Sie hier).
Großes Fest von Fürst Nikolaus I. in Kittsee.
Zu diesem Anlass erhalten die Esterházyschen (Kammer)Musiker ihre neue Sommeruniform, das waren Joseph Haydn, Luigi Tomasini, Carl Friberth, Leopold Dichtler, Christian Specht, Melchior Grießler, Joseph Oliva, Franz Pauer, Carl Franz, Johann May, Johann Dietzl, Thaddäus Steinmüller, Joseph Purcksteiner, Zacharias Pohl, Georg Kapfer, Franz Sigl, Carl Schiringer, Johann Hinterberger, Joseph Blaschek, Christoph Süssig, Barbara Dichtler und Eleonore Jäger.
Erste bezeugte Aufführung der Oper "Le pescatrici" Hob. XXVIII:4 in Eszterház zur Hochzeit von Gräfin Lamberg mit Graf Pocci
Geburt von Ludwig van Beethoven in Bonn (gest. 1827-03-26 Wien)
Karfreitag: Aufführung des "Stabat Mater" Hob. XXbis mit der Esterházyschen Kapelle in der Piaristenkirche, Wien 8, unter Haydns Leitung
Begräbnis von Haydns Schwiegervater Johann Peter Keller in Wien Begräbniseintrag Barleihbuch St. Stephan
© Michael Lorenz
Ignaz Pleyel wird Schüler Haydns und zieht nach Eisenstadt.
Graf Anton II. Grassalkovics [slovakische Schreibweise: Grassalkovich] (geb. 1734-08-24 Pest; gest. 1794-06-05 Wien) gibt ein Fest in seinem Palais in Preßburg, bei dem Haydn die Tanzmusik dirigiert.
Haydn schreibt eine Messe zum Namenstag von Fürst Nikolaus I., die Missa Sancti Nicolai 'Nikolaimesse', Hob. XXII:6 in G-Dur.
Aufnahme von Marianna von Martines in die Accademia Filarmonica di Bologna
Haydn übernimmt die Stelle des Eisenstädter Ortsorganisten
Wiederholter Rechtsstreit Haydns mit seiner Nachbarin Magdalena Frumwaldin wegen einer gemeinsamen Hausmauer
Heirat von Maria Anna Sabina von Kayser mit Dr. Peter Leopold von Genzinger, dem Leibarzt des Fürsten Nikolaus I. Esterházy
Uraufführung der Oper "L'Infedeltà delusa" Hob. XXVIII:5 in Eszterház
Kaiserin Maria Theresia besucht in Begleitung von Erzherzog Maximilian (geb. 1756-12-08 Wien; gest. 1801-07-26 Hetzendorf b. Wien; ab 1784 Erzbischof und Kurfürst von Köln) und den Erzherzoginnen Maria Anna (geb. 1738-10-06 Wien; gest. 1789-11-19 Klagenfurt) und Maria Elisabeth (geb. 1743-08-13 Wien; gest. 1808-09-22 Linz) Fürst Nikolaus I. in Eszterház. Im weiteren Verlauf des Tages treffen auch Erzherzogin Maria Christina (geb. 1742-05-13 Wien; gest. 1798-06-24 ebda.) und ihr Gemahl Herzog Albert von Sachsen-Teschen (geb. 1738-07-11 Moritzburg b. Dresden; gest. 1822-02-10 Wien) in Eszterház ein.
Uraufführung der Oper "Philemon und Baucis" Hob. XXIXa:1.
Zweiter Tag des Besuches von Kaiserin Maria Theresia und ihrer Begleitung in Esterház.
Aufführung der Oper "L'infedeltà delusa" Hob. XXVIII:5. Auf diesen Besuch bezieht sich sehr wahrscheinlich der Ausspruch von Maria Theresia: "Wenn ich eine gute Oper hören will, gehe ich nach Eszterház!"
Dritter Tag des Besuches von Kaiserin Maria Theresia und ihrer Begleitung in Esterház. Nach dem Mittagessen bei Fürst Esterhazy in seinem Palais in Ödenburg kehrt die Kaiserin nach Schönbrunn zurück.
Bei dem Wiener Verleger Joseph Lorenz Edler von Kurzböck (geb. 1736-11-21 Wien; gest. 1792-12-18 ebda.) erscheinen die sechs Klaviersonaten "Sei Sonate per Cembalo" Hob. XVI:21-26 im Druck. Dies ist der erste von Haydn autorisierte Druck und dem Fürsten Nikolaus I. gewidmet.
Eröffnung der Hanover Square Rooms durch Johann Christian Bach (geb. 1735-09-05 Leipzig; gest. 1782-01-01 London) und Carl Friedrich Abel (geb. 1723-12-22 Köthen/Anhalt; gest. 1787-06-20 London). Die Hanover Square Rooms sind eine der bedeutendsten Konzertstätten in London für mehr als 100 Jahre. Dort finden auch zahlreiche der Haydn-Konzerte während seiner London-Aufenthalte 1791-1795 statt.
Uraufführung des Oratoriums "Il Ritorno di Tobia" Hob. XXI:1 im Kärntnertortheater Wien zugunsten der Tonkünstler-Societät unter Haydns Leitung
Zweite Aufführung des Oratoriums "Il Ritorno di Tobia" Hob. XXI:1 im Kärntnertortheater Wien zugunsten der Tonkünstler-Societät unter Haydns Leitung
Heirat von Rebecca Scott mit Johann Samuel Schroeter (geb. 1753-03-02 Guben [fraglich, da kein Kirchenbucheintrag, wahrscheinlich ist eine Geburt 1756/57 in Warschau]; gest. 1788-11-01 Pimlico/London).
Uraufführung der Oper "L'incontro improvviso" Hob. XXVIII:6 in Gegenwart von Erzherzog Ferdinand (Karl Anton Joseph Johann Stanislaus) von Österreich (geb. 1754-06-01 Wien; gest. 1806-12-24 ebda.) und seiner Frau Maria Beatrice d’Este (geb. 1750-04-07 Modena; gest. 1829-11-14 Wien) in Eszterház
Haydn verfasst seine autobiografische Skizze in Form eines Briefes an "Mademoiselle Leonore" [spätere Ehefrau des Esterházyschen Wirtschaftsrates Lechner] für Ignaz de Lucas (geb. 1746-01-29 Wien; gest. 1799-04-24 ebda.) Zeitschrift "Das gelehrte Österreich". Dieser Artikel übernimmt nur einige der Informationen, die in dem zugrundeliegenden Brief enthalten sind.
Dieser Brief ist trotz einiger Ungenauigkeiten Haydns in seiner zeitlichen Erinnerung eine Primärquelle ersten Ranges.
Zweite und noch verheerendere Zerstörung von Haydns Wohnhaus in Eisenstadt durch einen Brand. Die Schadenssumme wird trotzdem diesmal deutlich niedriger als 1768 mit 450 fl. festgestellt, die Fürst Nikolaus I. wiederum vollständig bezahlt.
Haydns Schüler Ignaz Pleyel, der bei ihm von 1772 bis 1777 wohnt [Graf Ladislaus Erdödy (geb. 1746-05-20; gest. 1786-07-13 Wien) ermöglicht Pleyel diesen Aufenthalt mit 100 Louis d'or pro Jahr und schenkt Haydn als Dank eine Kutsche und zwei Pferde], hat ohne Haydns Wissen viele Werke dieser Zeit kopiert, die außerhalb des Hauses gelagert sind und daher von dem Feuer verschont bleiben. Die Anekdote, dass Pleyel das Haus auf Veranlassung Fürst Nikolaus' I. während einer dienstlichen Abwesenheit von Haydn originalgetreu wieder aufbauen und einrichten lässt, so dass Haydn bei seiner Rückkehr (erst einmal) denkt, sein Haus sei von der Feuersbrunst verschont geblieben, ist noch zu prüfen.
Das Esterházysche Opernensemble, die Kapelle und das Marionettentheater werden von Kaiserin Maria Theresia gebeten, in Schönbrunn zur Unterhaltung von Kurfürst Clemens Wenzeslaus, Erzbischof von Trier (geb. 1739-09-28 Wermsdorf; gest. 1812-07-27 Marktoberdorf/Allgäu) und weiteren adligen Persönlichkeiten zu spielen.
Die Esterházysche Kapelle spielt in Schönbrunn während der kaiserlichen Tafel für die zuvor erwähnten adligen Gäste.
Uraufführung der Oper "Il mondo della luna" Hob. XXVIII:7 in Eszterház anlässlich der Hochzeit des zweiten Sohnes von Fürst Nikolaus I., Graf Nikolaus Esterházy (geb. 1741-05-10 Eisenstadt; gest. 1809-12-21 Sopron) mit Maria Anna Franziska Gräfin Ungnad von Weißenwolff (geb. 1747-02-02; gest. 1822-06-26 Linz)
Ein weiteres Werk mit einer nur annähernd eingrenzbaren Entstehungszeit ist die Missa brevis Sancti Joannis de Deo "Kleine Orgelmesse", Hob. XXII:7 in B-Dur. Sie ist zwischen 1773 und spätestens 1778, letzte Forschungen sprechen von 'um 1775', für die Barmherzigen Brüder in Eisenstadt entstanden.
Tod von Voltaire in Paris (geb. 1694-11-21 ebda.)
Haydn verkauft sein Haus in der Klostergasse in Eisenstadt für 2000 fl. an den Esterházyschen Buchhalter Anton Liechtscheidl. Der geringe Kaufpreis geht vermutlich auf den Zustand des Hauses nach den Bränden und Wiederaufbaumaßnahmen zurück. Ein Vergleich mit den Kaufpreisen ähnlicher Objekte steht noch aus.
In Eszterház wohnt Haydn am Rande des Schlossgeländes, heute Fertöd, Madach sétány 1, Bürgermeisteramt und kleines Haydn-Museum mit Haydn-Gedenktafel an der Fassade.
Haydn beantragt die Aufnahme in die Wiener Tonkünstler-Societät (Pensionsverein für Witwen und Waisen österreichischer Tonkünstler)
Erneuerter "Dienst Contract" Haydns als Kapellmeister beim Fürsten Nikolaus I. Esterházy mit deutlich verbesserten Konditionen. Dadurch ist es Haydn nun auch offiziell möglich, ohne ausdrückliche Genehmigung des Fürsten für andere Auftraggeber zu komponieren.
Haydn zieht seinen Aufnahmeantrag in die Wiener Tonkünstler-Societät erbost zurück, nachdem die Societät ihn als Gegenleistung zur Komposition von diversen Werken verpflichten will. Das Verhältnis zur Tonkünstler-Societät ändert sich später grundlegend (s. 1797-12-11).
Das Ehepaar Antonio (geb. ca. 1735 Rom; gest. 1791-07-14 Wien) und Luigia Polzelli (s. 1760) erhält von Fürst Nikolaus I. einen Zwei-Jahres-Vertrag für die fürstliche Kapelle. Antonio Polzelli ist Violinist, Luigia hat einen durchschnittlichen Mezzosopran.
Uraufführung der Oper "La vera costanza" Hob. XXVIII:8 in Eszterház
Das Opernhaus in Eszterház wird bei einem Brand vollständig vernichtet. Zahlreiche Autographe und Kopien gehen verloren. Die Aufführungen der Operntruppe werden in das Marionettentheater verlegt.
Uraufführung der Oper "L'Isola disabitata" Hob. XXVIII:9 in Eszterház
Bereits einen Monat nach dem Brand des Opernhauses in Eszterház wird der Grundstein für ein neues Opernhaus gelegt.
Pfingsten. Haydn erhält seine erste größere internationale Auszeichnung und wird zum Ehrenmitglied der Accademia Filarmonica di Modena berufen.
Kaiserin Maria Theresia stirbt in der Hofburg in Wien an Lungenentzündung. Nachfolger wird ihr Sohn Joseph II., der sich als aufgeklärter Herrscher versteht und eine weitestmögliche Zurückdrängung der Kirche und ihrer Institutionen (z.B. Aufhebung von kontemplativen Klöstern, Einschränkung der Kirchenmusik) in die Wege leitet.
Einweihung des neuen Opernhauses in Eszterház mit der Uraufführung der Oper "La fedeltà premiata" Hob. XXVIII:10.
Debüt von Johann Peter Salomon, Haydns späterem Konzertveranstalter, als Violinist in London
Tod von Haydns Schwester Franziska in Fertöszentmiklós (evtl. auch 1781-07-29?)
Während des Aufenthaltes des russischen Großfürstenpaares Paul und Maria Feodorowna finden etliche Konzerte für die musikbegeisterte Großfürstin statt. Haydn führt mit anderen Musikern [Luigi Tomasini (geb. 1741-06-22 Pesaro; gest. 1808-04-25 Eisenstadt), Franz Aspelmayr, Thaddäus Huber und Joseph Franz Weigl] Teile der "Russischen Quartette" Hob. III:37-42 auf.
Maria Feodorowna nimmt Klavierstunden bei Haydn.
Bevor Haydn 14 Jahre lang keine Messe mehr schreibt, komponiert er im Auftrag von Anton Liebe von Kreutzner zu dessen Erhebung in den Adelsstand am 1782-03-20 die Missa Cellensis "Mariazeller Messe", Hob. XXII:8 in C-Dur. In seiner eigenen Handschrift notiert er auf dem Deckblatt "Missa Cellensis, fatta per il Signor Liebe de Kreutzner, composta di me Giuseppe Haydn 1782".
Tod von Pietro Metastasio in Wien
Tod von Marianna Auenbrugger, einer Schülerin von Haydn, mit nur 23 Jahren an Tuberkulose (Schwindsucht)
Uraufführung der Oper "Orlando paladino" Hob. XXVIII:11 in Eszterház zum Namenstag von Fürst Nikolaus I.
In dem "Musikalischen Almanach für Deutschland auf das Jahr 1783" von Johann Nikolaus Forkel (geb. 1749-02-22 Meeder bei Coburg; gest. 1818-03-20 Göttingen) erscheint ein zweiseitiger Artikel über Haydn, der auf den Informationen aus de Lucas "Das gelehrte Österreich" basiert. Außerdem ist die "Esterhazische Kapelle" aufgeführt.
Geburt von Antonio (Alois Anton) Polzelli in Eszterház (gest. 1855-02-18 Pest). Es gibt bis heute keine belastbaren Quellen für oder gegen die Vaterschaft Joseph Haydns. So bleibt es a) bei Luigia Polzellis eigener [wohl begründeter] Vermutung, dass Antonio Haydns Sohn sei und b) bei der schriftlichen Behauptung von Antonio Polzellis Tochter Antonia von (Antoinette, Antonie) Polcelli [sic!] gleichzeitig für ihre Schwester Emilie (von) Wölfl (Wölföl, Wölfel) am 1875-12-31 im Leipziger Musikalischen Wochenblatt, dass Joseph Haydn ihr Großvater sei.
Antoinette Polcelli wiederholt ihre Abstammung in einem Bitt- und Dankesbrief vom 1882-10-10 und 1882-10-28 an den Fürsten Esterházy [Haydn-Jahr-Buch (HJB) VII, S. 132 f.].
Da Luigia Polzelli während ihrer Zeit in Eszterház (Süttör) drei weitere Kinder (bzw. vier mit einer datenmäßig völlig unbekannten Anna) zur Welt bringt, die alle im frühen Kindesalter sterben, ist auch bei diesen Kindern eine mögliche Vaterschaft Joseph Haydns wie bei Antonio weder auszuschließen noch zu beweisen.
Haydn unterstützt Luigia Polzelli regelmäßig finanziell bis zu seinem Tod und verspricht ihr auch, sie zu heiraten, wenn er "frei" sei, aber Luigia heiratet nach 1800 den Sänger Luigi Franchi und zieht mit ihm nach Bologna, wonach die Beziehung erheblich abkühlt und Haydn die bisher gezahlte Pension an sie halbiert.
Begräbnis von Johann Mathias Franck, dem Halbonkel und ersten Lehrer Joseph Haydns in Hainburg, Begräbniseintrag.
Hochzeit des Enkels von Fürst Nikolaus I., Nikolaus II. mit Prinzessin Maria Josepha Hermenegild von und zu Liechtenstein
Johann Nepomuk Fuchs (geb. 1766-06-29 Eisenstadt; gest. 1839-10-29 ebda.) wird in die Esterházysche Hofkapelle aufgenommen. Er wird Vice-Capel-Meister, leitet ab 1802 aufgrund Haydns Ausscheiden aus der Hofkapelle zusammen mit Concertmeister Johann Nepomuk Hummel (geb. 1778-11-14 Pressburg/Bratislava; gest. 1837-10-17 Weimar) und Alois Tomasini (geb. 1779-07-10 Eszterház; gest. 1858-02-19 Neustrelitz) die Hofkapelle und wird nach Haydns Tod Capel-Meister.
Haydn erhält vom Prinzen Heinrich von Preußen (geb. 1726-01-18 Berlin; gest. 1802-08-03 Rheinsberg) einen Brief und eine goldene Medaille mit dem Bildnis des Prinzen als Dank für die Übersendung von Quartetten (sehr plausibel die Quartette Hob. III:37-42).
Uraufführung der Oper "Armida" Hob. XXVIII:12 in Eszterház
Geburt von Carl Thomas Mozart in Wien (gest. 1858-10-31 Mailand), einem der beiden überlebenden Kinder von W.A. Mozart
Haydns Ruhm und Beliebtheit ist bereits bis nach Großbritannien bekannt geworden. Als Beispiel dafür wird hier ein neunseitiger Artikel in "The European Magazine and London Review" vom Oktober 1784 vorgestellt.
Haydn beantragt die Aufnahme in die Freimaurerloge "Zur wahren Eintracht"
Haydn erhält von der Pariser Freimaurerloge Société Olympique den Kompositionsauftrag für sechs Sinfonien, die sog. "Pariser Sinfonien" Hob. I:82-87. Die 1788/1789 ebenfalls von der Société in Auftrag gegebenen Sinfonien Hob. I:90-92 erhalten sowohl in der wissenschaftlichen Literatur als auch in der Rezeption nicht den Beinamen "Pariser Sinfonien".
Auftraggeber im Namen der Société Olympique ist Claude-François-Marie Rigoley, Comte d'Ogny (geb. 1756-01-09 Dijon; gest. 1790-10-03 Paris).
Besuch Haydns bei Mozart in Wien. Dort hört er die ihm von Mozart gewidmeten Quartette (K. 387, 421, 428, 458, 464 und 465).
Haydn wird in die Freimaurerloge "Zur wahren Eintracht" aufgenommen. Die Loge besteht danach nur noch ca. ein Jahr, Haydn wird in dieser Zeit als "abwesender Bruder" geführt, hat also nicht aktiv an der Logenarbeit teilgenommen.
(evtl. auch noch am Abend des 1785-02-11) Weiterer Besuch Haydns bei Mozart mit der Aufführung der ihm gewidmeten Quartette. Während dieses Konzertes äußert sich Haydn gegenüber Leopold Mozart sehr enthusiastisch zu seinem Sohn Wolfgang Amadeus, was Leopold Mozart in einem Brief vom 1785-02-15 an seine Tochter Nannerl (eigentlich: Maria Anna, geb. 1751-07-30 Salzburg; gest. 1829-10-29 ebda.) mit den berühmt gewordenen Sätzen wiedergibt:
"he: Haydn sagte mir: ich sage ihnen vor Gott, als ein ehrlicher Man, ihr Sohn ist der grösste Componist, den ich von Person und dem Nahmen nach kene: er hat Geschmack, und über das die grösste Compositionswissenschaft."
Fürst Anton I. Esterházy de Galantha heiratet in zweiter Ehe Maria Anna Gräfin von Hohenfeld (geb. 1768-04-20 Linz; gest. 1848-04-02 Wien).
General [Sebastián] Francisco de Miranda [y Rodríguez de Espinoza] (geb. 1750-03-28 Caracas; gest. 1816-07-14 Cádiz), der venezolanische Revolutionär und Vorkämpfer von Simón Bolívar, besucht auf seiner Europareise den Fürsten Esterházy, der mit seinen revolutionären Ideen sympathisiert. Als Musikfreund trifft er auch Haydn, den er bewundert. Haydn führt ihn als Gastgeber durch Schloss und Gärten in Eszterház.
Geburt von Paul III. Anton Esterházy in Wien (gest. 1866-05-21 Regensburg)
Karfreitag: Uraufführung der Passionsmusik "Die Sieben letzten Worte unseres Erlösers am Kreuze" Hob. XX:1 in Cádiz. Da Haydn die Komposition bereits Mitte 1786 bis Anfang 1787 fertiggestellt und an Artaria verkauft hat, besteht die Möglichkeit der vorherigen Verbreitung von Stimmenabschriften der Orchesterfassung und vorgezogenen Aufführungen. Pohl II, 215f. berichtet darüber.
Haydn erhält ein Dankesschreiben, einen Ring und 300 Dukaten von Friedrich Wilhelm II. (geb. 1744-09-25 Berlin; gest. 1797-11-16 Potsdam), dem Neffen Friedrichs II. und König von Preußen, für die "Uebersendung von sechs neuen Symphonien", nämlich die sechs "Pariser" Sinfonien Hob. I:82-87. In Erwiderung dieser Würdigung widmet Haydn die so genannten "Preußischen Quartette" Hob. III:44-49, die im September 1787 beendet werden, dem König.
Tod von Christoph Willibald Gluck (geb. 1714-07-02 Erasbach, Oberpfalz) in Wien
Ein weiterer Beweis für Haydns vorauseilenden Ruhm in Großbritannien ist der Abschnitt über Haydn in Charles Burneys "A General History of Music, from the earliest ages to the present period" (S. 599-602).
Marianne von Genzinger übersendet Haydn ihre Klavierbearbeitung des Andante der Sinfonie Hob. I:xx. Haydn zeigt sich beeindruckt. Es beginnt ein intensiver Gedankenaustausch und eine enge Freundschaft bis zu ihrem viel zu frühen Tod 1793.
Sturm auf die Bastille, Beginn der Französischen Revolution
Der englische Musikverleger John Bland (geb. ca. 1750; gest. ca. 1840) besucht Haydn in Eszterház, um verschiedene Werke von Haydn in Verlag zu nehmen und ihn für eine Reise nach London zu gewinnen. Haydn lehnt aber mit Rücksicht auf seine vertraglichen Verpflichtungen mit Artaria und dem Fürsten Esterházy ab.
Haydn wird von Mozart zusammen mit dessen Freund Puchberg zu einer Probe der im Entstehen begriffenen Oper "Cosí fan tutte" in seine Wohnung am Judenplatz 4 eingeladen.
Der Komponist und Musikschriftsteller Ernst Ludwig Gerber (geb. 1746-09-29 Sondershausen; gest. 1819-06-30 ebda.) veröffentlicht in seinem "Historisch-Biographischen Lexicon der Tonkünstler" einen Eintrag über Joseph Haydn.
Tod Kaiser Josephs II. in Wien
Tod von Maria Elisabeth Ungnad Gräfin von Weißenwolff (geb. 1718-03-21), der Gattin Fürst Nikolaus I. in Eisenstadt
Tod von Fürst Nikolaus I. Esterházy. Er verfügt eine Jahresrente von 1000 fl. für Haydn.
Sein Sohn und Nachfolger Anton I. Esterházy stockt diese Rente für Haydn um ein jährliches Gehalt von 400 fl. auf. Trotzdem ist Fürst Anton I. wegen der hohen Verschuldung des fürstlichen Haushaltes und aufgrund seines geringen Interesses an der Musik nicht gewillt, die fürstliche Kapelle weiter zu erhalten, daher werden bis auf Haydn und Tomasini alle Musiker entlassen.
Haydn zieht nach Wien zu seiner Frau und mietet eine Wohnung bei seinem Freund Johann Nepomuk Hamberger auf der Wasserkunstbastei Nr. 1196 (alte Zählung), der Zugang war von der Seilerstätte Nr. 21.
Ein Angebot, Kapellmeister beim Fürsten Grassalkovics zu werden, lehnt Haydn ab.
Vertrag zwischen Haydn und dem Londoner Konzertveranstalter Johann Peter Salomon über den Londonaufenthalt und die von Haydn zu erbringenden Leistungen (12 Akademien = Konzerte mit zugehörigen Sinfoniekompositionen, eine italienische Oper, 20 weitere Kompositionen bei einer Garantie von 200 Pfund Sterling pro Akademie, das entspricht etwa 2600 fl. Conventions-Münze)
Audienz Haydns bei König Ferdinand IV. von Neapel (geb. 1751-01-12 Neapel; gest. 1825-01-04 ebda.). Haydn übergibt dem König acht Notturni für die Lira, zieht sich aber trotzdem den Zorn Ferdinands zu, da dieser fest damit gerechnet hat, Haydn für sich zu gewinnen.
Empfehlungsschreiben für Haydn von Staatskanzler Wenzel Anton von Kaunitz (geb. 1711-02-02 Wien; gest. 1794-06-27 Mariahilf/Wien) zur Vorlage bei Johann Philipp Graf von Stadion (geb. 1763-06-18 Warthausen; gest. 1824-05-15 Baden bei Wien), Gesandter des österreichischen Kaiserreiches in London mit der zentralen Formulierung: "Eure Hochgebohren wollen ihm daher bestens an Hand gehen, und alle thunliche wirksame Beförderung angedeyhen laßen."
Mozart trifft sich mit Haydn zur Verabschiedung in Wien. Dies 77 setzt dieses Treffen auf den Folgetag, Griesinger 35 nennt gar kein spezifisches Datum. Bei einem dieser Treffen zwischen 1790-12-07 und 1790-12-15 fielen laut Dies 75 die beiden häufig zitierten Sätze: Mozart: "Papa! Sie haben keine Erziehung für die große Welt gehabt, und reden zu wenige Sprachen." Darauf Haydn: "O! meine Sprache verstehet man durch die ganze Welt." Außerdem Mozart: "Wir werden uns wohl das letzte Lebewohl in diesem Leben sagen." (Dies 77)
Abreise aus Wien mit Salomon (Reiseroute: Wien–Linz-München–Wallerstein–Bonn–Brüssel-Calais–Dover–London)
Übernachtung in Linz im Gasthof "Zum Goldenen Stück"
Ankunft in München und Treffen mit Christian Cannabich (get. 1731-12-28 Mannheim; gest. 1798-01-20 Frankfurt am Main), einem der Hauptvertreter der Mannheimer Schule, möglicherweise auch mit seinem Sohn Carl Cannabich (get. 1771-10-11 Mannheim; gest. 1806-05-01 München).
Die Münchner Zeitung vom 1790-12-22 schreibt unter der Rubrik "Anzeige der hier angekommenen Fremden": "5) Bei Hrn. Schrobenhauser, Weingastgeber zum deutschen Ritter in der Kaufingergasse. Den 18. – Hr. v. Haydn, Fürst Esterhasischer Kapellmeister mit Hrn. v. Salomon, Konzertmeister aus London."
Ankunft in Wallerstein beim Fürsten Kraft Ernst von Oettingen-Wallerstein (geb. 1748-08-03 Hohenaltheim; gest. 1802-10-06 Wallerstein), mit dem Haydn schon längere Zeit in Kontakt stand und ihm Kopien seiner Sinfonien (insbesondere Hob. I:90-92) und andere Stücke übersendet hat. Haydn führt sehr wahrscheinlich mit der Wallersteinschen Hofkapelle an diesem Abend die Sinfonie Hob. I:92 auf (später bekannt als 'Oxford-Sinfonie') [weitere können nicht eindeutig nachgewiesen werden].
Übernachtung in Frankfurt am Main
Ankunft in Bonn gegen 13.00 Uhr
Ruhetag
Aufführung einer Haydn-Messe (eine aus der Gruppe Hob. XXII:4-8) in der Schlosskapelle Bonn [heutiger Zustand]. Kurfürst Maximilian stellt Haydn die Musiker der Hofkapelle vor (u.a. Joseph Reicha, Franz Ries, Nikolaus Simrock [Kurkölnischer Hofkalender auf das Jahr 1790, S. 16-18]) , zu der auch Ludwig van Beethoven gehört, der in der Kapelle Organist und Bratschist ist.
Ankunft in Brüssel, Haydn erholt sich bei einer Stunde Aufenthalt.
Ankunft in Calais nach "beständig anhaltendem Regen" und Übernachtung
Überfahrt Calais–Dover nach dem Besuch der Messe in Calais um 7.00 Uhr. Haydn sieht zum ersten Mal "das ungeheure Thier das Meer". Die Überfahrt dauert statt durchschnittlich 4-7 Stunden wegen ungünstiger Winde 9 1/2 Stunden. Er erreicht Dover gegen 17.00 Uhr.
Letzte Etappe von Dover nach London mit der englischen Postkutsche © by Henry Thomas Alken. Ankunft Haydns und Salomons in London. Haydn wohnt bei Salomon in 18 Great Pulteney Street, schräg gegenüber dem berühmten Musikaliengeschäft von Broadwood in 33 Great Pulteney Street.
Frau von Genzinger schreibt er am 1791-01-08: "ich gebrauchte 2 Tag um mich zu erhollen. nun aber bin ich wider ganz frisch und Munter, und betrachte die unendlich grosse stadt london, welche wegen Ihren verschiedenen schönheiten und wunder dingen ganz in Erstaunung versezt"
Konzert der Academy of Antient[sic!] Music in der Freemasons Hall. Dirigent Dr. Samuel Arnold (geb. 1740-08-10 London; gest. 1802-11-22 ebda.), Konzertmeister Johann Peter Salomon, Sänger Nancy Storace (geb. 1765-10-27 London; gest. 1817-08-24 ebda.) und Michael Kelly (geb. 1762-12-25 Dublin; gest. 1826-10-09 Margate). Haydn ist entgegen Landons Vermutung (CCLN 113) nicht anwesend, wohl aber am folgenden Tage.
"Liebhaberkonzert" (Amateur Concert), bei dem Haydn enthusiastisch begrüßt wird und einen Ehrenplatz an der Tafel bei dem anschließenden Dinner erhält.
Haydn besucht das Konzert der Anacreontic Society in der "Crown & Anchor Tavern"
Geburt von Franz Grillparzer in Wien (gest. 1872-01-21 ebda.)
Erstes der 12 "Professional Concerts" unter Wilhelm Cramer (get. 1746-06-02 Mannheim; gest. 1799-10-05 London) in den Hanover Square Rooms. Haydn erhält eine Dauereintrittskarte (Elfenbeinmedaille), was ihn sehr bewegt. In den "Professional Concerts" werden regelmäßig seit vielen Jahren Werke von Haydn gespielt. Daher ist eine teilweise in der Literatur behauptete Missachtung Haydns durch die "Professional Concerts" nicht nachweisbar. Die Rivalitäten beziehen sich vielmehr auf die verschiedenen Konzertveranstalter, nicht auf Haydn als Komponist und Dirigent.
"Concert of Antient[sic!] Music" in Tottenham Street, bei dem Haydn und der Musikhistoriker Dr. Charles Burney (geb. 1726-04-07 Shrewsbury, Shropshire; gest. 1814-04-12 Chelsea/London), ein guter Vertrauter Haydns in England, anwesend sind.
Die 12 "Salomon's Concerts" sollen nach einer Ankündigung im "Public Advertiser" an diesem Freitag in den Hanover Square Rooms beginnen. Sie werden wegen der Rivalitäten zwischen den Konzertveranstaltern, die teilweise die selben Künstler verpflichtet haben, um einen Monat verschoben.
Erstes offizielles Treffen Haydns mit Dr. Charles Burney.
Erstes Salomon-Konzert mit überwältigendem Erfolg für Haydn. Uraufführung der Sinfonie Hob. I:96, andere Forschungen erwägen auch mit geringerer Plausibilität I:90, I:92, I:95 und I:85.
Zweites Salomon-Konzert mit Quartett aus Hob. III:63-68 und Wiederholung der Sinfonie aus dem 1. Konzert
Drittes Salomon-Konzert mit einer Sinfonie und einer Arie
Viertes Salomon-Konzert mit Uraufführung der Sinfonie I:95, bezüglich der Sinfonie I:96 siehe 1791-03-11. Die gelegentlich ebenfalls genannte Sinfonie I:90 ist bereits im Jahre 1788 fertig gestellt und aufgeführt worden.
Fünftes Salomon-Konzert mit den Divertimenti Hob. II:27 oder II:28
Sechstes Salomon-Konzert mit Wiederholungen des Programms des 1. und 2. Konzerts
Karfreitag: Kein Konzert
Gesellschaft bei Burney. Es wird die Passionsmusik "Die Sieben letzten Worte unseres Erlösers am Kreuze" in der Quartettfassung Hob. XX/1A gespielt, Haydn spielt 2. Violine, Burneys Neffen spielen 1. Violine und Viola, Mr. Gun aus Cambridge das Violoncello.
Siebtes Salomon-Konzert, Uraufführung der Sinfonie Hob. I:95 oder I:96, möglicherweise auch I:90 (s. 1. und 4. Konzert)
Haydn dirigiert ein Konzert des zur dieser Zeit bedeutendsten Londoner Opern-Impresarios Sir John (eigentlich Giovanni Andrea) Gallini (geb. 1728-01-07 Florenz; gest. 1805-01-05 London) mit verschiedenen eigenen Werken.
Haydn sucht Ruhe zum Komponieren (s. Brief an Marianne von Genzinger von 1791-01-08) und zieht auf eine Farm in Lisson Grove (heute ein Stadtteil der City of Westminster/London) und wohnt dort bis zum Verkauf der Farm im Juli 1791.
Achtes Salomon-Konzert mit Quartett aus Hob. III:63-68 (wie 2. Konzert) und Wiederholung der Sinfonie aus dem 7. Konzert
Neuntes Salomon-Konzert mit Quartett (wie 8. Konzert), einer Kantate gesungen von Nancy Storace und einer Grand Overture, was gleichbedeutend mit einer Sinfonie ist
Benefiz-Konzert für Haydn mit sämtlichen aufgeführten Werken aus Haydns Feder
Zehntes Salomon-Konzert mit einem "concertino" (keine eindeutige Zuordnung möglich) und einer Grand Symphony
Haydn besucht ein Konzert in der Rotunde der Ranelagh Gardens. Es spielt u.a. der bereits 75-jährige Violinist Felice Giardini (geb. 1716-04-12 Turin; gest. 1796-06-08 Moskau), nicht sehr zu Haydns Gefallen.
Händel-Festival in Westminster Abbey "auf Befehl (und unter der Patronanz) Ihrer Majestäten" in Anwesenheit Haydns. Über 1000 Mitwirkende führen die wesentlichen Werke Händels auf, darunter das Oratorium "Israel in Egypt", mehrere Konzerte und Hymnen, Auszüge aus "Esther", "Deborah", "Saul" und "Judas Maccabaeus".
Händel-Festival in Westminster Abbey "auf Befehl (und unter der Patronanz) Ihrer Majestäten" in Anwesenheit Haydns. Über 1000 Mitwirkende führen die wesentlichen Werke Händels auf, darunter das Oratorium "Israel in Egypt", mehrere Konzerte und Hymnen, Auszüge aus "Esther", "Deborah", "Saul" und "Judas Maccabaeus".
Elftes Salomon-Konzert mit einer Sinfonie (eine der noch nicht aufgeführten von Hob. I:90, I:95, I:96) einer Arie aus "L'anima del filosofo" Hob. XXVIII:13 und einem Quartett (s. 6. Konzert)
Händel-Festival in Westminster Abbey "auf Befehl (und unter der Patronanz) Ihrer Majestäten" in Anwesenheit Haydns. Über 1000 Mitwirkende führen die wesentlichen Werke Händels auf, darunter das Oratorium "Israel in Egypt", mehrere Konzerte und Hymnen, Auszüge aus "Esther", "Deborah", "Saul" und "Judas Maccabaeus".
Abschluss des Händel-Festivals mit der Aufführung des Oratoriums "Messiah". Haydn ist durch diese Tage des Händel-Festivals zutiefst beeindruckt. Sein dritter Biograph Giuseppe Carpani berichtet darüber: "Haydn gestand mir, als er in London Händels Musik hörte, war er so beeindruckt, dass er sich wie an den Anfang seiner Studien gesetzt fühlte, als ob er bis zu diesem Zeitpunkt nichts gewusst hätte. Er meditierte über jede Note und zog aus diesen hoch gelehrten Partituren die Essenz wahrer musikalischer Größe." ("Mi confessava l'Haydn che udita in Londra la Musica dell' Hendl [sic!], ne fu tanto colpito che si pose da capo a' suoi studj [damals gebräuchliche Schreibweise des Doppel-i am Wortende], come se non avesse nulla saputo fino a quell'ora. Egli ne medito ogni nota, ed attinse a que' dottisimi Spartiti il succo della vera grandiosità musicale." Carpani 162 f.)
Zwölftes Salomon-Konzert mit Wiederholung der Sinfonie des 11. Konzerts
4000 Kinder [nach Haydns Erzählung, andere Quellen sprechen von ca. 6000] singen beim "Charity Schools Anniversary Meeting" in der St Paul's Cathedral [dort erstmalig 1782]. Haydn dazu: "keine Music rührte mich zeit lebens so hefftig als diese andachts volle und unschuldige" (A-Wn, Ms.15391, f.20b).
Ein Aquarell von dieser ungewöhnlichen Veranstaltung findet man im Museum of London.
Über die Datierung dieses Ereignisses gab es in der Literatur lange Zeit Unklarheiten, da Haydn selbst in sein Londoner Notizbuch schreibt: "8 Tage v[o]r Pfingsten hörte ich in St. Pauls-Kürch 4000 spittall Kinder nach stehendes lied singen, ein Performer gab den Tact dazu" (s.o.). Die vielfach geäußerten Behauptungen, dass diese Versammlung mindestens seit 1782 üblicherweise am ersten Donnerstag im Juni stattgefunden hat (Pohl HiL 212, Pohl-Botstiber III, 56/57, Landon CW 3, 173) und die Zuordnung von Dies (127/128) und Griesinger (40/41) zum Jahr 1792 haben selbst Landon (s.o.) dazu gebracht, aufgrund mangelnder weiterer Quellen die Frage offen zu lassen.
Ian Spink hat nun sicher nachgewiesen (Spink 2005, 273-280), dass sich Haydn mit "8 Tage vor Pfingsten" wie gelegentlich in seinen Notizbüchern im Tag geirrt hat und die Zuordnung zum Jahr 1792 durch die Biographen willkürlich war.
Pfingsten
Haydn dirigiert bei einem Benefizkonzert der beiden Wunderkinder Franz Clement (geb. 1780-11-18 Wien; gest. 1842-11-03 ebda.) und Johann Nepomuk Hummel
Benefizkonzert der Sängerin, Pianistin, Harfenistin und Komponistin Sophia Corri (geb. 1775-05-01 Edinburgh; gest. nach 1828 wahrscheinlich London) unter Mitwirkung Haydns
Eintragung Haydns in das Gästebuch Franz Clements: "Consummatum est" [Es ist vollbracht], ein Zitat mit Noten aus den "Sieben Worten...". Haydn ergänzt: "Joseph Haydn dein ächter Freund".
Feierlichkeiten im Sheldonian Theatre in Oxford zur Verleihung der Doktorwürde an Haydn ("Doktor der Tonkunst") auf Betreiben Dr. Charles Burneys.
Die eigentliche Promotion findet am Vormittag des 1791-07-08 statt. Aufführung der "Oxford"-Sinfonie Hob. I:92, Mitwirkung von Franz Clement am 1791-07-07.
Das Gentleman's Magazine vom Juli 1791 berichtet darüber ausführlich.
Tod von Antonio Polzelli sen., dem Ehemann von Luigia Polzelli geb. Moreschi.
Der Todeseintrag der Pfarrei Wien Maria Treu hat auf den ersten Blick eine zweifelhafte Stelle: Ursprünglich weist die Handschrift des eintragenden Pfarrers unter Hausnummer die "83" und unter Jahre die "56" aus, wird dann aber mit derselben Handschrift in Hausnummer "56" und Jahre "83" geändert. Diese "Korrektur" ist falsch, da das dokumentierte Haus mit dem Schild "Weißer Wolf" in der Josefstadt nach dem Wiener Schildregister von 1795 in der Josefstadt, Lange Gasse Nr. 83, liegt. Es gibt sechs weitere Wiener Häuser mit dem Schild "Weißer Wolf", die jedoch weder die Hausnummer 56 noch die Hausnummer 83 haben.
Damit ist die Frage nach dem Alter Antonio Polzellis annähernd geklärt, und die Hinweise in der Literatur auf ein Geburtsjahr "ca. 1735", also ca. drei Jahre jünger als Joseph Haydn, bestätigt.
Geburt von Wolfgang Franz Xaver Mozart in Wien (gest. 1844-07-29 Karlsbad)
Haydn fährt zu einem fünfwöchigen Besuch zu Bankier Nathaniel Brassey (geb. 1752; gest. 1798) nach Roxford near Hertingfordbury, Herts. Dieses Haus steht im Gegensatz zu einigen anderen Wohnungen Haydns heute noch.
Haydn kehrt zurück nach London von seinem Aufenthalt bei Brassey, belegt durch einen Eintrag ins Gästebuch des Musikalienhändlers Broadwood
Uraufführung der Oper "Die Zauberflöte" von Wolfgang Amadeus Mozart im Theater auf der Wieden in Wien
Haydn besucht zum zweiten Mal Oxford zum Meeting der Musical Graduates Society
Haydn besucht ein Treffen der Musical Graduates Society und wird als Mitglied aufgenommen.
Aufführung der Oper "Orlando paladino" Hob. XXVIII:11 in Brünn, der Hauptstadt Mährens
Haydn ist zu Gast bei der Amts-Einführungsfeier des neuen Lord Mayors Sir John Hopkins in der Guildhall
Haydn ist zu Gast bei der Abschiedsfeier des scheidenden Lord Mayors John Boydell (geb. 1719/20 Dorington; gest. 1804 London)
Haydn besucht eine Marionettenoper im "Théatre of variétés amusantes" in der Savile Row.
Frederick Augustus, Duke of York (geb. 1763-08-16 London; gest. 1827-01-05 ebda.), heiratet Prinzessin Friederike Charlotte Ulrike Katharina (geb. 1767-05-07 Potsdam; gest. 1820-08-06 Weybridge, Surrey), Tochter des preußischen Königs Friedrich Wilhelm II., nach englischem Ritus, nachdem die eigentliche Hochzeit bereits am 1791-09-29 in Charlottenburg stattgefunden hatte. Prinzessin Friederike wird eine von Haydns begeisterten Förderinnen.
Haydn besucht ein Konzert beim Herzog und der Herzogin von York auf dessen Landsitz Oatlands in Begleitung des Prince of Wales
Haydn besucht eine Aufführung von "Richard Löwenherz" im Haymarket Theatre in Suffolk Street
Haydn fährt für drei Tage auf das Land zu Sir Patrick Blake, 2nd Bt. [Baronet] (geb. ca. 1768; gest. 1818-07-25) in Langham, Suffolk, 100 Meilen nö. von London
Tod von Wolfgang Amadeus Mozart in Wien.
Haydn berichtet von sehr dichtem Nebel in London, weswegen er schon um 11 Uhr das Licht anzünden muss.
Haydn besucht ein Konzert der "Anacreontic Society" u.a. mit eigenen Werken
Haydn besucht die Oper "The Woodman" von William Shield in Covent Garden und schreibt darüber ausführlich in seinem 2. Londoner Notizbuch (Bartha HBA 509)
Haydn erfährt von Mozarts Tod und schreibt darüber an Marianne von Genzinger: "ich freue mich kindisch nach Hauß um meine gute Freunde zu umarmen. nur bedaure ich dieses an den grossen Mozart zu Entbehren... die nachweld beckomt nicht in 100 Jahren wider ein solch Talent." Im Januar 1792 schreibt er an Johann Michael Puchberg (geb. 1741-09-22 Zwettl, NÖ; gest. 1822-01-21 Wien), einen Freund und Logenbruder Mozarts: "ich war über seinen Todt eine geraume Zeit ganz ausser mir und konnte es nicht glauben, daß die Vorsicht so schnell einen unersetzlichen Mann in die andere Welt fordern sollte..."
Haydn besucht ein Konzert der "Anacreontic Society" u.a. mit eigenen Werken
Ankunft Pleyels in London und Treffen mit Haydn. Pleyel wohnt ganz in der Nähe von Haydn in 25, Great Pulteney Street.
Haydn speist bei Pleyel
Haydn besucht mit Pleyel die Oper "La Pastorella nobile" von Pietro Alessandro Guglielmi (geb. 1728-12-09 Massa; gest. 1804-11-18 Rom) im Pantheon Theatre in Oxford Street.
Brand und totale Zerstörung des Pantheon Theatre in London (s. 1791-12-31)
Erstes Salomon-Konzert mit Uraufführung der Sinfonie Hob. I:93
Haydn ist zum Souper bei Lord Clermont [Claremont] (eigentlich: William Henry [Fortescue], 1st Earl of Clermont, geb. 1722-08-05; gest. 1806-09-30)
Zweites Salomon-Konzert mit Uraufführung der Kantate "Der Sturm" Hob. XXIVa:8
Drittes Salomon-Konzert mit Uraufführung der Sinfonie Hob. I:98
Wichtiger Brief an Marianne von Genzinger.
Viertes Salomon-Konzert mit Uraufführung der Sinfonie Hob. I:105
Fünftes Salomon-Konzert mit etlichen Programmteilen mit Gesang
Sechstes Salomon-Konzert mit Uraufführung der Sinfonie Hob. I:94
Siebtes Salomon-Konzert mit Aufführung der Sinfonien Hob. I:91? und I:98
Achtes Salomon-Konzert mit Aufführung der Sinfonie Hob. I:94 u.a. unter Mitwirkung von Johann Nepomuk Hummel bei Hob. XV:14
Neuntes Salomon-Konzert mit Aufführung der Sinfonie Hob. I:92 u.a.
Benefiz-Konzert für Haydn in den Hanover Square Rooms fast ausschließlich mit Werken von Haydn
Zehntes Salomon-Konzert mit Uraufführung der Sinfonie Hob. I:97 u.a.
Elftes Salomon-Konzert mit Aufführung der Sinfonie Hob. I:97 u.a.
Zwölftes Salomon-Konzert mit Aufführungen von Hob. I:95 oder I:96 oder I:90 und I:93
Benefizkonzert für Salomon unter Mitwirkung Haydns
Haydn speist mit den Sängerinnen und Sängern Gertrud Elisabeth Mara (geb. 1749-02-23 Kassel; gest. 1833-01-20 Reval), Michael Kelly und Nancy Storace bei ihrem Bruder Stephen Storace (geb. 1762-04-04 London; gest. 1796-03-19 ebda.)
Konzert zur Geburtstagsfeier von König Georg III. (geb. 1738-06-04 London; gest. 1820-01-29 Windsor) in Vauxhall unter Mitwirkung Haydns
Nach Haydns Notizbuch ist er an diesem Tage in Begleitung Salomons in Slough im Hause des Astronomen Sir William Herschel. Er bewundert dort das Riesenteleskop und beschreibt auch die anderen Teleskope bei Herschel ausführlich (HBA S. 486).
Laurence Joyce hat 2003 den Stand der Forschung dahingehend beschrieben, dass vor allem ein Treffen Haydns mit Herschel nicht möglich gewesen sein kann, da Herschel sich auf einer Reise nach Glasgow befand, um dort eine Ehrendoktorwürde entgegenzunehmen. Alle anderen Annahmen, z.B. dass Haydn durch den Blick durch das Fernrohr überwältigt gewesen sei und die Inspiration zur "Schöpfung" erhalten hat, gehören in das Reich der Legende, da zur Mittsommerzeit in Südengland keine vernünftige Sternenbeobachtung möglich ist. Die einzige Unklarheit besteht noch im Datum, da Haydn angibt, am 1792-06-15 dort gewesen zu sein, während das Gästebuch Herschels, das von seiner Schwester Caroline geführt wurde, Donnerstag, den 1792-06-14, ausweist. Es gibt Theorien darüber, aber wie so oft, kann hier keine eindeutige Klarheit geschaffen werden, da sowohl Haydn als auch andere Personen seiner Zeit gern einmal die Daten verwechselten.
Beendigung seines ersten Aufenthaltes in England und Abreise aus London, sehr wahrscheinlich vom Spread Eagle Inn in der Gracechurch Street nahe London Bridge.
Reiseroute: London-Dover-Calais-Brüssel-Bonn-Godesberg-Frankfurt-Würzburg-Regensburg-Passau-Linz-Wien.
Übernachtung in Calais
Auf der Durchreise durch Bonn kurzes Treffen mit Verleger Nikolaus Simrock wegen einiger Unstimmigkeiten im Drucksatz von Sinfonien.
Übernachtung in Godesberg
Frühstück in der Redoute in Godesberg [heute: Bad Godesberg – Ortsteil von Bonn]. Haydn trifft dort Ludwig van Beethoven. Dieser legt Haydn eine oder zwei selbst komponierte Kantaten zur Begutachtung vor.
An dieses Treffen erinnert heute eine Stele im Park der Godesberger Redoute. Die Haydn-Forschung geht davon aus, dass bei diesem Treffen der Aufenthalt von Beethoven in Wien nach weiterer Absprache mit Kurfürst Maximilian vorbereitet wurde.
Haydn trifft in Frankfurt ein. Er spielt dort auf dem "neu erfundenen Instrument, der "Harmonica Celestina". Einige Zeitungen berichten darüber, laden zum Vorführkonzert ein und beschreiben ausführlich das neue Instrument.
Krönung von Franz II. zum Römisch-Deutschen Kaiser im Dom St. Bartholomäus in Frankfurt am Main. Dabei ist auch Fürst Anton I. Esterházy als ungarischer Magnat anwesend, der Haydn nach Frankfurt beordert hat.
Treffen mit dem Verleger Bernhard Schott wegen der Veröffentlichung einiger Werke. Der Verlag besteht noch heute.
Ankunft Haydns in Regensburg und Übernachtung, sehr wahrscheinlich im Gasthof Zum weißen Lamm, den er auch bei seiner zweiten Londonreise zur Abendmahlzeit und zur Übernachtung nutzt.
Ankunft Haydns in Linz und Übernachtung, wobei der Gasthof "Zum goldenen Stück" die Standardherberge für die Postkutschen-Fahrgäste ist.
Rückkehr Haydns nach Wien. Nach Pohl-Botstiber (III, 62) soll er bereits am Dienstag, 1792-07-24, zurückgekehrt sein, ohne dass sie dafür irgendeinen quellenbasierten Beweis geben könnten. Nach meinen Forschungen über Haydns Reisen nach London wird deutlich, dass er frühestens, jedoch sehr plausibel, am Mittwoch, 1792-07-25, zurückgekehrt sein kann.
Ludwig van Beethoven trifft in Wien ein und wird in der Folge Haydns Schüler. Über das Verhältnis der beiden Komponisten mit einem Altersunterschied von 38 Jahren ist viel geschrieben worden, was hier nicht wiederholt werden soll.
[evtl. auch 1794] Graf Karl Leonhard von Harrach (geb. 1765-07-11 Rohrau; gest. 1831-03-08 Wien) stiftet das erste Haydn-Denkmal und stellt es in seinem Schlossgarten in Rohrau auf. Heute steht dieses Denkmal vor dem Gemeindeamt von Rohrau. In der AMZ vom März 1800 finden wir dazu den Text auf den Seiten des Denkmals und einige erläuternde Hinweise.
Tod von Marianne von Genzinger mit nur 38 Jahren an einer Lungenkrankheit
Konzert Haydns in Wien mit drei "Londoner" Sinfonien
Bericht in der "Berlinischen Musikalischen Zeitung" aus London über "Neuester Zustand der Conzert- und Theatermusik in London"
Kaufvertrag mit Webermeister Ignaz Weißgram über ein Haus
und Schreiben Haydns an den Wiener Magistrat mit der Bitte um Genehmigung des Ausbaus seines in Wien-Windmühle (heute Gumpendorf) erworbenen Hauses in der Kleinen Steingasse 71. Zwischen 1793 und 1799 werden die Häuser in der Kleinen Steingasse umnummeriert, Haydns Haus erhält die Nummer 73. Aufgrund dieser Tatsache werden in der Literatur verschiedene Hausnummern genannt. Der Plan von Gumpendorf und das Wiener Straßenverzeichnis belegen für das Jahr 1803 und folgende die Hausnummer 73. Haydn hat in seiner Subskriptionsanzeige zur "Schöpfung" vom 1799-06-15 bereits die Hausnummer 73 verwendet.
Akademie und Dirigat Haydns im Kaiserlichen Nationaltheater (Burgtheater) "zum Besten der Witwen und Waisen" mit den sechs "Londoner" Sinfonien Hob. I:93-I:98.
Die in den Wiener Salons wohl bekannte Dichterin Caroline von Greiner (nach ihrer Verheiratung 1796 unter dem Namen Pichler) widmet Haydn nach der Akademie ein Lobgedicht.
Abreise Haydns zur zweiten Londonreise zusammen mit seinem Diener Johann Elßler in einer eigenen Kutsche, die ihm Baron van Swieten (s. Freitag, 1801-04-24) zur Verfügung gestellt hat (Reiseroute Wien-Linz-Passau-Regensburg-Wiesbaden-Bonn-Calais-Dover-London).
Haydn und Elßler passieren in Schärding die Grenze zwischen Oberösterreich und dem Königreich Bayern. Griesinger 47 berichtet die "Tonkünstler-Anekdote".
Abends Ankunft in Passau und Übernachtung.
Feder/Webster 2002 und Oppermann 2008 nehmen an, dass bereits an diesem Abend die Bearbeitung durch Johann Joseph Friberth (get. 1724-12-05 Gnadendorf/NÖ.; gest. 1799-08-06 Passau) von Haydns "Die Sieben Letzten Worte" aufgeführt worden ist. Demgegenüber steht Sigismud von Neukomms Aussage (auf die sich auch Pohl 2,217-18 und Landon CW 3,320 stützen), dass diese Aufführung erst auf der Rückreise von der Londonreise, also am Sonntag, 1795-08-30 stattgefunden hat. Bis zum Auffinden eindeutiger Quellen bleibt die Frage offen.
Tod von Fürst Anton I. Esterházy in Wien.
Sein Nachfolger wird sein Sohn Fürst Nikolaus II. Esterházy de Galantha.
Ankunft Haydns und Elßlers in Regensburg. Das "Regensburgische Diarium" meldet dazu:
"Zum Ostenthor herein: Den 22. Per Posta, Tit. Herr von Hayde, Fürstl. Esterhazyscher Kapellmeister, s. 2. log. im weißen Lamm".
Abreise Haydns und Elßlers aus Regensburg. Das "Regensburgische Diarium" meldet wiederum: "Zur steinernen Bruck hinaus: Den 23. Per Posta, Tit. Herr von Heyde, Fürstl. Esterhazyscher Kapellmeister, s. 2.".
Ankunft in Wiesbaden. Quartier im Gasthof "Zum Einhorn" (heute: Marktstraße 34, 65183 Wiesbaden).
Dies 148 berichtet von einer begeisternden Begegnung zwischen Haydn und mehreren preußischen Offizieren, die im Nebenzimmer das Andante aus der Sinfonie Hob. I:94 spielen (Offiziers-Anekdote).
Ankunft und Übernachtung in Calais. Es ist sehr wahrscheinlich, dass Haydn die Kutsche in Calais verkauft hat, da die Fähren für die Unterbringung von Fahrzeugen nicht geeignet waren.
Überfahrt Calais–Dover nach der Morgenmesse gegen 7.30 Uhr. Übernachtung in Dover.
Ankunft Haydns und Elßlers in London. Haydn wohnt in 1 Bury Street, St. James, ca. 10 Minuten Fußweg von Rebecca Schroeter entfernt.
Erstes Salomon-Konzert mit Uraufführung der Sinfonie Hob. I:99
Zweites Salomon-Konzert
Drittes Salomon-Konzert
Viertes Salomon-Konzert mit Uraufführung der Sinfonie Hob. I:101
Fünftes Salomon-Konzert
Sechstes Salomon-Konzert
Siebtes Salomon-Konzert
Achtes Salomon-Konzert mit Uraufführung der Sinfonie Hob. I:100 Hörprobe 4. Satz
Neuntes Salomon-Konzert unter Mitwirkung von Madame Mara und Haydn, der eine eigene Sinfonie dirigiert
Haydn spielt bei einem Privat-Abendkonzert im Hause des preußischen Gesandten Constans Philipp Wilhelm von Jacobi-Klöst (geb. ca. 1745; gest. 1817-07-10 Dresden) die Bratsche in einem seiner neuesten Quartette. [zu prüfen Hob. III:69-74 Apponyi-Quartette]
Zehntes Salomon-Konzert
Benefizkonzert zugunsten Haydns mit zwei eigenen Sinfonien (darunter Hob. I:100), Giovanni Battista Viotti (geb. 1755-05-12 Fontanetto Po; gest. 1824-03-03 London) spielt ein Violinkonzert, Johann Ludwig Dussek (tschechisch: Jan Ladislav Dusík, geb. 1760-02-12 Tschaslau/Böhmen; gest. 1812-03-20 Saint-Germain-en-Laye bei Paris) Stücke für das Klavier und Miss Maria Frances Parke (geb. 1772-08-26 London; gest. 1822-07-31 ebda.) singt.
Elftes Salomon-Konzert
Zwölftes Salomon-Konzert
Benefizkonzert zugunsten von Miss Parke unter Mitwirkung Haydns
Benefizkonzert zugunsten von François Hippolyte Barthélemon (geb. 1741-07-27 Bordeaux; gest. 1808-07-20 Christ Church, Surrey) unter Mitwirkung Haydns. Haydn ist mit der Familie Barthélemon gut befreundet, die Tochter Cecilia Maria (geb. 1767-09-01 London; gest. 1859-12-05 Tottenhill, Norfolk) ist eine gute Musikerin, Sängerin und Komponistin.
Benefizkonzert zugunsten von Johann Peter Salomon unter Mitwirkung Haydns
Corri, Dussek & Co. veröffentlichen "VI Original Canzonettas [1st set]" Hob. XXVIa:25-30, die zu sehr populären Liedern werden, von vielen Kritikern auch zu Haydns schönsten Liedern gezählt werden (Landon CW 3, 258). Die Verfasserin der Texte ist Anne Home Hunter (geb. 1742[evtl.1743]-03-13 Waterford, Irland; gest. 1821-01-07 London), die Ehefrau/Witwe des berühmten Arztes und Anatomen John Hunter (geb. 1728-02-13 Long Calderwood, Schottland; gest. 1793-10-16 London).
John Hunter ist der Wundarzt, den Haydn gegenüber Dies 124 und Griesinger 77 erwähnt, und der, wenn man Dies Glauben schenken darf, auf recht "nachdrückliche" Weise Haydn von den bereits länger existierenden Beschwerden mit Polypen befreien will. Haydn lehnt das aber ebenso nachdrücklich ab.
Anne Hunter ist eine anerkannte Dichterin und wird während der Londonaufenthalte Haydns auch gern als seine "Muse" bezeichnet. Ebenso wie bei der Freundschaft zu Rebecca Schroeter erstaunt in Haydns Äußerungen und Briefwechseln die Tiefe und Innigkeit der Sympathiebekundungen, was immer wieder zu Vermutungen über die Art der Beziehungen führt, die aber nie eindeutig nachgewiesen werden konnten. Insbesondere das Lied "O tuneful voice!" Hob. XXVIa:42 wird als gegenseitiger Liebesbeweis von Hunter und Haydn interpretiert.
Später verfasst Anne Hunter außerdem das englische Libretto der "Schöpfung".
Benefizkonzert zugunsten von Oboist Johann Christian Fischer (geb. 1733 Freiburg; gest. 1800-04-29 London) unter Mitwirkung Haydns
Saisonabschlusskonzert unter Mitwirkung Haydns
Hinrichtung von Maximilien Robespierre (geb. 1758-05-06 Arras) in Paris
Haydn besucht Portsmouth, Gosport, Isle of Wight, Winchester und Hampton Court Palace
Haydn besichtigt die Bank of England
Haydn beobachtet ein großes Feuer in London
Haydn besucht ein Konzert mit zwei schottischen Singspielen von Samuel James Arnold (Sohn des Komponisten Samuel Arnold, geb. 1774; gest. 1852) im Haymarket Theatre. Haydns Kommentar: "O che bestie!"
Haydn fährt für einige Tage nach Bath und trifft dort auch den Sänger, Pianisten und Komponisten Venanzio Rauzzini (geb. 1746-12-19 Camerino; gest. 1810-04-08 Bath)
Haydn besucht Bristol
Haydn besucht Canterbury (Datum unsicher)
Haydn besucht Waverley Abbey auf dem Weg zu Sir Charles Rich (geb. ca. 1751; gest. 1824-09-12 Southampton) in Farnham, Surrey.
Haydn besucht eine Hamlet-Aufführung im Covent Garden Theatre mit Musikeinlagen von William Shield (geb. 1748-03-05 Swalwell; gest. 1829-01-25 London).
Haydn besucht eine Aufführung der Spektakel-Pantomime "Herkules und Omphale" mit der Musik von William Shield, teilweise auch von Haydn
Haydn fährt mit Lord Abingdon (eigentlich: Willoughby Bertie, 4th Earl of Abingdon, geb. 1740-01-16 Gainsborough; gest. 1799-09-26 Rycote), einem englischen Politiker und Musikfreund, nach Preston, Hertfordshire zu Baron von Aston (eigentlich: Sir Willoughby Aston, 6th Bt., geb. 1748; gest. 1815-03-22) und seiner Frau Jane, ebenfalls große Freunde von Haydns Musik, die sich überwiegend in London aufhalten und Haydn daher kennen.
Haydn zu Besuch bei dem Organisten und Dirigenten Joah Bates (geb. ca. 1740 Halifax; gest. 1799-06-08 London), der von 1776–1793 die "Concerts of Ancient Music" und außerdem die Händel-Feste in Westminster Abbey geleitet hat.
Johann Peter Salomon stellt seine Konzertreihe ein, insbesondere wegen der Unmöglichkeit, durch den Krieg mit Frankreich ausländische Sängerinnen und Sänger nach London einladen zu können. Haydn tritt künftig bei den Opera Concerts auf, gegründet durch den Geigenvirtuosen Giovanni Battista Viotti.
Abendessen bei dem Komponisten und Dirigenten Sir (Dr.) William Parsons (geb. ca. 1745; gest. 1817), bei dem auch Samuel Arnold und der Organist und Komponist Thomas Sanders Dupuis (geb. 1733-11-16 London; gest. 1796-07-17 ebda.) anwesend sind.
Abendmusik mit Haydn bei der königlichen Familie (König Georg III., Königin Charlotte, Georg Prince of Wales). Als einziger lebender Komponist wird Haydn in die Programme der "Ancient Concerts" aufgenommen.
Erstes Opera-Concert mit Uraufführung der Sinfonie Hob. I:102
Konzert beim Prince of Wales
Zweites Opera-Concert
Drittes Opera-Concert
Viertes Opera-Concert mit Uraufführung der Sinfonie Hob. I:103
Fünftes Opera-Concert
Benefiz-Konzert in den Hanover Square Rooms mit Madame Mara
Haydn besucht die Oper "Acis e Galathea" von Francesco Bianchi (geb. 1752 Cremona; gest. 1810-11-27 London) im King's Theatre
Erstes öffentliches Auftreten von Ludwig van Beethoven in Wien mit seinem 2. Klavierkonzert
(Erzwungene) Heirat des Prince of Wales, dem späteren Georg IV. (geb. 1762-08-12 London; gest. 1830-06-26 Windsor) mit Caroline von Braunschweig (geb. 1768-05-17 Braunschweig; gest. 1821-08-08 London)
Haydn besucht die Oper "Windsor Castle" (Musik von Salomon, Ouvertüre von Haydn) in Covent Garden und hat den "Vorsitz" am Piano, Salomon ist Konzertmeister.
Abendmusik mit Haydn beim Prince of Wales in Carlton House.
Sechstes Opera-Concert
Konzert beim Prince of Wales
Konzert beim Prince of Wales
Konzert beim Prince of Wales
Konzert des New Musical Fund unter Mitwirkung Haydns
Konzert bei Königin Charlotte und König Georg III. in Buckingham House
Benefiz-Konzert der Sängerin Harriet Abrams (geb. 1760; gest. 1821-09-08 Torquay) unter Mitwirkung Haydns
Siebtes Opera-Concert
Letztes Benefiz-Konzert Haydns im Haymarket Theatre mit Uraufführung der Sinfonie Hob. I:104 und Uraufführung der Arie "Berenice che fai" Hob. XXIVa:10, von der sehr ausdrucksstarken Sopranistin Brigida Giorgi Banti (geb. ca. 1757 Crema oder Cremona; gest. 1806-02-18 Bologna) gesungen, allerdings mit einem Kommentar von Haydn: "She sang very scanty" [Sie sang sehr unzulänglich]. Nach einem Erlös von 4000 fl. kommentiert Haydn: "So etwas kann man nur in England machen".
Achtes Opera-Concert
Haydn ist Trauzeuge bei der Heirat der Pianistin Therese Jansen mit dem Kupferstecher Gaetano Bartolozzi (geb. 1757 Rom; gest. 1821-08-25 London) in der Londoner St. James's Church.
Neuntes Opera-Concert
Erstes Extra-Konzert der Opera-Concert-Reihe
Zweites Extra-Konzert der Opera-Concert-Reihe zum Saisonschluss im King's Theatre
Extra-Konzert in King's Theatre unter Mitwirkung Haydns
Konzert des Violinisten John Hindmarsh (geb. ca. 1759; gest. 1796-11-00 London) unter Mitwirkung Haydns
Haydn dirigiert ein Konzert mit dem Flötisten Andrew Ashe (geb. ca. 1758 Lisburn, Irland, begr. 1838-04-30 Dublin) und Madame Mara
Abreise Haydns und Elßlers von London (Reiseroute: London-Harwich-Hellevoetsluis-Rotterdam-Hamburg-Dresden-Regensburg-Passau-Wien)
Ankunft Haydns in Hamburg. Besuch bei Carl Philipp Emanuel Bachs (geb. 1714-03-08 Weimar; gest. 1788-12-14 Hamburg) Tochter Anna Caroline Philippine. Die Frage, warum Haydn nicht von dem immerhin schon sieben Jahre zurückliegenden Tod CPE Bachs erfahren hat, muss [bisher] unbeantwortet bleiben. Haydn übernachtet bei dem Buchhändler Johann Heinrich Herold "am Berge" (heute Bergstraße, 20095 Hamburg) in unmittelbarer Nähe zur St. Petri-Kirche und reist zum Bedauern der Hamburger Musikliebhaber bereits am nächsten Tag weiter.
Ankunft Haydns und Elßlers in Dresden. Dort möchte er den Komponisten Johann Gottlieb Naumann (geb. 1741-04-17 Dresden-Blasewitz; gest. 1801-10-23 ebda.) besuchen, der aber unglücklicherweise nicht zu Hause ist. Haydn lässt sich hilfsweise dessen Porträt zeigen.
Ankunft in Passau. Zu der Frage der abendlichen Aufführung der "Sieben Worte" siehe den ausführlichen Eintrag zum 1794-01-21.
Ankunft Haydns und Elßlers in Wien. Über den genauen Ankunftstag gibt einen keinen Beleg, das Datum lässt sich jedoch gut aus der Zusammenstellung der Reiseroute errechnen.
Haydn wohnt in Wien am Neuen Markt 2 (Hoföbstlerisches Haus).
Für die bis 1803 jährlichen Sommeraufenthalte in Eisenstadt wohnt Haydn in:
a) einer Gästewohnung im Franziskanerkloster, das einige Häuser von Haydn ehemaligem Haus in der heutigen Joseph-Haydn-Gasse 21 entfernt ist. Diese Wohnung ist durch Schriftverkehr und die Esterházysche Buchhaltung klar belegt,
b) dem Sengerischen Haus (heute Hauptstraße 38), weniger plausibel,
c) dem Haus der Witwe Lichtenthal gegenüber dem Rathaus (heute Hauptstraße 36 oder 40), weniger plausibel.
Ich habe die Wohnungen b) und c) nur angeführt, da sie gelegentlich in der Haydn-Literatur auftauchen.
Haydn-Akademie im Kleinen Redoutensaal der Wiener Hofburg mit drei Londoner Sinfonien.
Außerdem gibt es Beethovens Klavierkonzert Nr. 2 B-Dur. Die Beethoven-Forschung erwägt auch das Klavierkonzert Nr. 1 C-Dur, neigt aber aus verschiedenen ausführlich diskutierten Gründen zu Nr. 2.
Karfreitag: Aufführung der Passionsmusik "Die Sieben letzten Worte ..." im Palais Schwarzenberg.
Karsamstag: Aufführung der Passionsmusik "Die Sieben letzten Worte ..." im Palais Schwarzenberg.
Uraufführung der Missa Sancti Bernardi von Offida, Hob. XXII:10 in B-Dur in Eisenstadt. Mit dieser Messe beginnt die Serie der sechs letzten großen Messen von Haydn für den Namenstag der Fürstin Maria Hermenegild. Als Namenstag kommen die beiden Marienfeiertage "Mariä Geburt" am 8. September bzw. "Mariä Namen" am 12. September in Frage, je nachdem, welcher Tag auf einen Sonntag fällt oder der unmittelbar folgende Sonntag ist.
Außerdem wird am Fest "Mariä Namen" der Abwendung der Eroberung Wiens durch die Türken am 1683-09-12 gedacht.
Uraufführung[?] der Missa in tempore belli "Paukenmesse" Hob. XXII:9 in C-Dur in Wien, Piaristenkirche Maria Treu. In der Serie der sechs letzten Messen Haydns ist dies die einzige, die nicht direkt für den Esterházyschen Hof komponiert wird. Die Aufführung in Eisenstadt folgt - wahrscheinlich - am 1797-09-29 (s. 1797-09-10)
Geburt von Franz Schubert in Himmelpfortgrund/Wien (gest. 1828-11-19 Wieden/Wien)
Uraufführung des 'Volcks Lieds' "Gott erhalte Franz, den Kaiser..." Hob. XXVIa:43 im Burgtheater und in allen Kirchen Österreichs zum 29. Geburtstag von Kaiser Franz II. Haydn erhält als Dank vom Kaiser eine goldene Dose mit dessen Bild und einen erheblichen Geldbetrag.
Dieses Lied wird Haydn den Rest seines Lebens begleiten und ihm Trost in seinem Alter geben.
Sigismund (Ritter von) Neukomm (geb. 1778-07-10 Salzburg; gest. 1858-04-03 Paris) geht von Salzburg, wo er bereits Schüler von Michael Haydn gewesen ist, mit dessen Empfehlung nach Wien zu Joseph Haydn und wird sein Schüler. Er bleibt dort bis 1804.
In dieser Zeit erstellt er auf Wunsch Haydns Klavierauszüge der beiden Oratorien "Die Schöpfung" und "Die Jahreszeiten", arbeitet mit wenig Erfolg das Oratorium "Il ritorno di Tobia" um und komponierte Arrangements von schottischen und anderen Liedern für Haydn.
1814, nach Jahren der Vernachlässigung, lässt Neukomm einen Grabstein für Joseph Haydn auf dem Hundsturmer Friedhof errichten. Die Worte des römischen Dichters Horaz "Non omnis moriar" ["Ich werde nicht ganz sterben"], die sich auf die Unsterblichkeit geistiger und künstlerischer Leistungen beziehen, kleidet er in einen Rätselkanon. Das Horazsche Zitat ist keineswegs zweideutig, wie gelegentlich behauptet wird, sondern in gebildeten Kreisen der Zeit bekannt und gebräuchlich.
Zum Namenstag der Fürstin gibt es eine neue Messe von Fuchs und eine Kantate von Haydn (Landon CW 4, 259).
Die Aufführung der Messe Hob. XXII:9 soll nicht vor dem 1797-09-29 in Eisenstadt stattgefunden haben (s. dagegen 1796-12-26). Da dieser Tag ein Freitag ist, gibt es wenig plausible Gründe für eine 3(!)-wöchige Verspätung der Aufführung gegenüber dem Namenstag der Fürstin. Belastbare Belege fehlen.
Fürst Nikolaus II. erhöht Haydns Jahresgehalt auf 2700 fl.
Erzherzog Joseph Anton Johann Baptist von Österreich (geb. 1776-03-09 Florenz; gest. 1847-01-13 Ofen), seit 1796 Palatin von Ungarn, besucht Eisenstadt. Der Besuch wird ausführlich gemeldet, wobei besonders darauf verwiesen wird, dass der Erzherzog sich ein Quartett von Joseph Haydn gewünscht habe.
Haydn wird in einer feierlichen Sitzung "Assessor senior" (Ehrenmitglied) der Wiener Tonkünstler-Societät.
Palmsonntag: Aufführung der Passionsmusik "Die Sieben letzten Worte..." für die Tonkünstler-Societät
Aufführung der Passionsmusik "Die Sieben letzten Worte..." für die Tonkünstler-Societät
Öffentliche Generalprobe des Oratoriums "Die Schöpfung"
Uraufführung des Oratoriums "Die Schöpfung" Hob. XXI:2 mit ca. 150 Mitwirkenden vor ausgesuchtem adligen Publikum, den "Associierten Cavalieren" und ihren Gästen im Palais Schwarzenberg (Wien, Neuer Markt 8). Aus einem Briefverkehr zwischen Fürstin Metternich und ihrem Gatten geht hervor, dass der Eindruck bei dem adligen Publikum überwältigend gewesen sein muss.
Wiederholungsaufführung der "Schöpfung" im Palais Schwarzenberg
Wiederholungsaufführung der "Schöpfung" im Palais Schwarzenberg
Haydn wird Mitglied der Schwedischen Akademie der Wissenschaften und Künste in Stockholm
Uraufführung der Missa in angustiis "Nelsonmesse", Hob. XXII:11 in d-Moll in der mit der Schlosskirche zu einer Pfarre vereinigten Bergkirche. Die von der Forschung (z.B. Feder und Landon CW 4, 327) lange Zeit vermutete Aufführung in der Stadtpfarrkirche Eisenstadt, heute Dom St. Martin, ist nicht plausibel, da diese von der fürstlichen Herrschaft unabhängig war.
Die um zwei Wochen verspätete Aufführung gegenüber dem Namenstag der Fürstin ist zwar durch den Sekretär Rosenbaum in seinem Tagebuch belegt, beweist aber nicht, dass es nicht auch eine frühere Aufführung gegeben hat.
Joseph und Michael Haydn, der in Wien zu Besuch ist, besuchen ein Konzert Beethovens im Theater auf der Wieden
Haydn dirigiert eine Privat-Aufführung der "Schöpfung" bei Fürst Schwarzenberg.
Haydn dirigiert eine Privat-Aufführung der "Schöpfung" bei Fürst Schwarzenberg.
Aufführung der Kantate "Der Sturm" Hob. XXIVa:8 im Palais Lobkowitz
Aufführung der Passionsmusik "Die Sieben letzten Worte..." in Anwesenheit von Kaiser Franz II. in der Tonkünstler-Societät
Aufführung der Passionsmusik "Die sieben letzten Worte..." in der Tonkünstler-Societät
Öffentliche Uraufführung der "Schöpfung" im Burgtheater mit ca. 190 Mitwirkenden, die Einnahmen erreichen eine bis dahin in Wien nicht gekannte Höhe von 4088 fl. 30 xr.
Haydn liefert die ersten drei Erdödy-Quartette Hob. III:75-77 an Breitkopf & Härtel.
Pleyel kündigt eine Gesamtausgabe von Haydns Werken an (Journal générale de la littérature de France, Avril, p. 94)
Haydn dirigiert die Sinfonie Hob. I:96.
Haydn an Griesinger: "Leider vermehren sich meine Geschäfte, wie sich meine Jahre vermehren..."
Uraufführung der Missa "Theresienmesse", Hob. XXII:12 in B-Dur in Eisenstadt
Benefiz-Aufführung der "Schöpfung" mit ca. 200 Mitwirkenden durch die Tonkünstler-Societät in Anwesenheit des Kaisers im Burgtheater
Vorabend des Geburtstagsfestes von Erzherzog Joseph Anton, dem Palatin von Ungarn, in Ofen (Buda). Seine Frau, die Erzherzogin und Großfürstin Alexandra Pawlowna Romanowa (geb. 1783-07-29 [jul.]/ 1783-08-09 [greg.] Sankt Petersburg; gest. 1801-03-16 Ofen) überrascht ihn mit der Einladung von Haydn in den Saal des königlichen Schlosses mit einer Aufführung der "Schöpfung".
Tod von Haydns Ehefrau Maria Anna Theresia in Baden bei Wien Kirchenbucheintrag. Da der Text sehr schwer zu lesen ist, hier die Transkription:
"Stadt No 83, Haydn Anna Maria des Joseph von Haydn berühmten Kapelmeister et Doctor Musicae Gemahlin, kath., weibl., 70, Arthritis, [Begräbnis] 22 nachmittag, [lfd] No 28"
Haydn reist nach Baden, um bei der Testamentseröffnung seiner Frau anwesend zu sein.
Besuch von Admiral Horatio Nelson (exakt: 1st Viscount Nelson, 1st Duke of Bronté, 1st Baron Nelson, KB, geb. 1758-09-29 Burnham Thorpe, Norfolk; gest. 1805-10-21 Kap Trafalgar, Spanien) und Lady Emma Hamilton (geb. 1765-04-26 (?) Ness, Cheshire, get. 1765-05-12 Great Neston, Cheshire; gest. 1815-01-15 Calais) mit ihrem Ehemann Sir William Hamilton (geb. 1730-12-13 Henley-on-Thames; gest. 1803-04-06 London) in Eisenstadt. Zusammentreffen mit Haydn. Es werden vier Konzerte gegeben, darunter die "Missa in Angustiis" Hob. XXII:11, seitdem auch "Nelsonmesse" genannt. Haydn schreibt für Lord Nelson die Arie "Lines from the battle of the Nile” Hob. XXVIb:4. Lady Hamilton erhält den "The Spirit's Song" Hob. XXVIa:41 von Haydn als Abschiedsgeschenk.
Aufführung der "Schöpfung" in der Leipziger Universitätskirche mit "einem Orchester von fast 150 Personen und vor etwa 800 Zuhörern" (AMZ, Jg. 3, Sp. 24)
Aufführung der "Schöpfung" in der Pariser Oper mit 250 Mitwirkenden in Anwesenheit von Napoléon und Josephine sowie Polizeiminister Joseph Fouché, Bericht in der AMZ.
Aufführung der "Schöpfung" im Königlichen Opernhaus in Berlin, ausführlicher Bericht in der AMZ.
Uraufführung des Oratoriums "Die Jahreszeiten" Hob. XXI:3 im Palais Schwarzenberg. Haydn braucht für die Komposition ca. 15 Monate. Dazu Griesinger an Verleger Härtel: "Haydn hat den Stein der Weisen, der auch aus Dreck Gold zu machen versteht." Dieses Zitat spielt auf die durchaus heftigen Querelen zwischen Haydn und dem Textdichter Gottfried Freiherr van Swieten (geb. 1733-10-29 Leiden; gest. 1803-03-29 Wien) hinsichtlich der Qualität der Textvorlage an.
Zweite Aufführung des Oratoriums "Die Jahreszeiten" Hob. XXI:3 im Palais Schwarzenberg
Dritte Aufführung des Oratoriums "Die Jahreszeiten" Hob. XXI:3 im Palais Schwarzenberg
In der Leipziger Allgemeinen Musikalischen Zeitung, Jg. 3, Sp. 575-579 erscheint eine enthusiastische Kritik zu den "Jahreszeiten".
Haydn wird Ehrenmitglied der Akademie der Wissenschaften und Künste "Felix Meritis" in Amsterdam.
Haydn beginnt die Arbeit an der ersten Version seines Testaments, dies erstreckt sich bis 1801-12-06. [Griesinger erwähnt in einem Brief an Breitkopf & Härtel den 1801-06-05] (Landon CW 5, 49ff.)
Aufführung der "Jahreszeiten" am Wiener Hof
Uraufführung der Missa "Schöpfungsmesse", Hob. XXII:13 in B-Dur in Eisenstadt. Der Beiname bezieht sich auf das Zitat des Duetts "Der tauende Morgen" aus dem Oratorium "Die Schöpfung" im "Qui tollis" der Messe.
Benefizkonzert für das Versorgungshaus St. Marx mit einer Aufführung der "Schöpfung". Einnahmen von 8000 fl. Conventions-Münze
Erste Aufführung der "Schöpfung" in Prag
Haydn lebt im Sommer auf dem Pfarrhof Dornbach [heute Wien 17].
Tod von Haydns Lieblingsschwester Anna Maria in Rohrau, Kirchenbucheintrag
Uraufführung der Missa "Harmoniemesse" Hob. XXII:14 in B-Dur in der Bergkirche in Eisenstadt. Die Aufführung direkt am Namenstag der Fürstin ist ungewöhnlich, da er auf einen Mittwoch fällt. Das Fest "Mariä Geburt" ist jedoch in den katholischen Gebieten des Kaiserreiches ein Feiertag. In den vorangegangenen Jahren ist die Aufführung an einem der nachfolgenden Sonntage die Regel. Die Aufführung ist jedoch ebenso wie die am folgenden Tag durch eine Notiz des Grafen Ludwig [Joseph Max] von Starhemberg (geb. 1762-03-12 Paris; gest. 1833-09-02 Dürnstein, NÖ) belegt.
Aufführung der Messe Hob. XXII:14 in Eisenstadt.
Das "Institut National des Sciences et Arts" ernennt Haydn zum auswärtigen Mitglied der "Classe de Littérature et Beaux Arts"
Aufführung der "Schöpfung" in St. Petersburg. Einnahme von 20000 Rubel.
Verleihung der Goldenen Bürger-Medaille der Stadt Wien (Salvator-Medaille) wegen der Leistungen Haydns für das Armenhaus St. Marx (bis zu diesem Zeitpunkt 33169 fl.) durch Bürgermeister Joseph Georg Hörl, Stadtoberkämmerer Stephan Edler von Wohlleben und dem Präses der Bürgerspital-Wirtschafts-Kommission Joseph Baptist Franz
Haydn lebt im Sommer auf dem Pfarrhof Dornbach [heute Wien 17]
Letzter öffentlicher Auftritt Haydns als Dirigent in der Aufführung der Passionsmusik "Die Sieben letzten Worte..." im Wiener Redoutensaal, gleichzeitig ein weiteres Benefizkonzert für das Armenhaus St. Marx mit Einnahmen von 3900 fl., wovon Kaiser Franz II. 1000 fl. trägt.
Besuch von Carl Maria von Weber (get. 1786-11-20 Eutin; gest. 1826-06-05 London) bei Haydn in Gumpendorf. Zitat: "Es ist rührend, die erwachsenen Männer kommen zu sehen, wie sie ihn Papa nennen und ihm die Hand küssen."
Ostern: Haydn wird Ehrenbürger der Stadt Wien
Krönung Napoléons zum Kaiser der Franzosen
Tod von Haydns Bruder Johann Evangelist
Das Conservatoire de Musique de Paris nimmt Haydn als Mitglied auf.
Beginn eines prunkvollen Umbaus des Eisenstädter Schlosses durch den französischen Architekten Jean Charles Alexandre de Moreau (geb. 1758-12-08 Paris; gest. 1840-11-03 Wien), der von Fürst Nikolaus II. als fürstlich Esterházyscher Hofarchitekt eingestellt wird. Der Umbau, der wegen der Franzosenkriege nicht nach den ursprünglichen Plänen erfolgt, dauert bis 1815.
Besuch von Carl Bertuch (geb. 1777-12-27 Weimar; gest. 1815-10-05 ebda.) und Wolfgang Franz Xaver Mozart bei Haydn, begleitet von G.(?) und Medizinalrat Langermann aus Bayreuth.
Einmarsch der französischen Truppen in Wien
Schlacht bei Austerlitz
Besuch des Komponisten Luigi Cherubini (geb. 1760-09-14 Florenz; gest. 1842-03-15 Paris) bei Haydn
Griesinger sendet das unvollendete Quartett op. 103 Hob. III:83 zur Publikation an Breitkopf & Härtel in Leipzig
Tod von Haydns Bruder Johann Michael in Salzburg, Begräbniseintrag
Zum Namenstag der Fürstin wird Beethovens Messe C-Dur op. 86 in Eisenstadt uraufgeführt. Fürst Nikolaus II. soll Beethoven darauf gefragt haben: "Aber, lieber Beethoven, was haben Sie denn da wieder gemacht?" Eine von den ersten Beethoven-Biografen Schindler und Thayer verbreitete Anekdote, dass Beethoven daraufhin wütend Eisenstadt verlassen hat, wird von der neueren Beethoven-Forschung in Frage gestellt, da Beethoven sich noch mindestens drei Tage in Eisenstadt aufgehalten hat. Die Umwidmung der Messe für den Fürsten Ferdinand Kinsky (geb. 1781-12-04 Wien; gest. 1812-11-03 Weltrus), einen großen Förderer Beethovens, ist dagegen belegt.
Besuch des Komponisten Johann Baptist Gänsbacher (geb. 1778-05-08 Sterzing; gest. 1844-07-13 Wien) bei Haydn
Festaufführung der "Schöpfung" in der Aula der Alten Universität Wien. Haydn im Tragestuhl, begleitet vom Rektor, Graf Franz von Herschan, Antonio Salieri (geb. 1750-08-18 Legnago/Venedig; gest. 1825-05-07 Wien), Beethoven und anderen berühmten Komponisten; Vortrag eines italienischen Sonetts von Carpani und eines deutschen Gedichts von Collin durch Baronesse von Spielmann und Frl. von Kurzböck; Ausführende u.a. Salieri als Dirigent, Conradin Kreutzer (geb. 1780-11-22 Thalmühle; gest. 1849-12-14 Riga) am Flügel, Franz Clement 1. Violine, Frl. Fischer, Hr. Weinmüller und Hr. Radichi als Solosänger, viele Choristen und wenigstens 80 Instrumentalisten.
Von dieser Aufführung existierte eine Gouache von Balthasar Wigand auf dem Deckel einer Schatulle. Zu Haydns 100. Todestag 1909 wurde davon ein Farblichtdruck angefertigt. Die Schatulle ist nach dem 2. Weltkrieg "verschollen", eine Schublade davon befindet sich im Haydnhaus Eisenstadt.
Brief mit Ankündigung der Verleihung der Ehrenmedaille der philharmonischen Gesellschaft von St. Petersburg an Haydn
Besuch des Komponisten und Musiklehrers Wenzel Johann Tomaschek (geb. 1774-04-17 Skutsch/Böhmen; gest. 1850-04-03 Prag) bei Haydn
Überreichung der Ehrenmedaille aus St. Petersburg durch Fürst Alexander Kurakin (geb. 1752-01-18 Moskau; gest. 1818-06-24 Weimar)
Besuch des Komponisten und Musikschriftstellers Johann Friedrich Reichardt (geb. 1752-11-25 Königsberg; gest. 1814-06-27 Giebichenstein/Halle) bei Haydn. Zitat: "In einer der entferntesten Vorstädte hatten wir bis in die hintersten Gässchen und Winkel fast eine Stunde zu fahren."
Haydn verfasst die zweite Version seines Testamentes, in dem der Neffe und Universalerbe Matthias Frö[h]lich und weitere sechzehn Verwandte, sechs Dienstboten, 27 weitere Personen, die ihm wichtig sind, sowie sechs soziale und Bildungs-Einrichtungen bedacht werden.
Heftiger Beschuss Wiens durch die französische Armee. Haydn beruhigt sein Dienstpersonal mit den Worten: "Kinder, fürchtet euch nicht; wo Haydn ist, kann euch kein Unglück treffen!" (Griesinger 91) Oder: "... wo Haydn ist, da kann nichts geschehen." (Dies 192) Oder: "Di che temete? Dov'è Haydn, nessun disastro può arrivare. Acchetatevi." (Carpani 262)
Als einer der letzten auswärtigen Besucher kommt der französische Capitain Clément Sulemy zu Haydn und singt die Arie aus der Schöpfung "Mit Würd' und Hoheit angetan" (Griesinger 93-94). Dies (192-193) berichtet die gleiche Begebenheit mit dem Unterschied, dass es die "Tenorarie aus dem zweyten Act der Jahreszeiten" gewesen sei [gemeint sein müsste die Kavatine Nr. 15: "Dem Druck erlieget die Natur"]. Die meisten späteren Biographen folgen Griesinger, eine Sicherheit dafür gibt es nicht. Die Begegnung verläuft, wie man sich leicht denken kann, sehr emotional.
Haydn spielt letztmalig sein "Gott erhalte Franz, den Kaiser ..." am Klavier
Haydn stirbt zwischen 0:40 und 1:00 Uhr morgens in Gegenwart von Johann Elßler, der ihm auch die Totenmaske abnimmt, und seiner Haushälterin Anna Kremnitzer, Todeseintrag.
Transkription: "31[.Mai 1809]; 73 [Hausnummer]; Der Wohledle Herr Joseph Haidn, Doctor der Tonkunst, des französischen Nationalinstituts der Wissenschaften und und Künste, dann königl. Schwedisch und der hiesigen musikalischen Gesellschaft Mitglied und Kapellmeister in wirklichen Diensten Sr. Durchlaucht des Herrn Fürsten v. Esterhazy; kath.; männl.; 79 Jr.; [Todesart] Entkräftung; d: 1. Juny begr.[aben]"
Einsegnung Haydns in der Gumpendorfer Kirche, Beisetzung auf dem Hundsthurmer Friedhof (heute: Haydnpark mit Gedenkstein)
Requiem (von Michael Haydn) für Joseph Haydn in der Gumpendorfer Kirche
Schädelraub aus dem Grab Haydns durch den Esterházy-Sekretär Carl Rosenbaum und drei andere Personen nach Bestechung des Totengräbers. Der Schädel soll nach der Gallschen Schädellehre untersucht werden. Dies führt zu der makabren Konsequenz, dass die Gebeine Joseph Haydns 1820 ohne Schädel nach Eisenstadt überführt werden und erst 1954 wieder in Eisenstadt in der Bergkirche gemeinsam zur Ruhe gebettet werden können.
Das 1932 errichtete Mausoleum enthält die sterblichen Überreste von Joseph Haydn in ihrer vollständigen Form von 1954.
Kurzer Nachruf auf Joseph Haydn in der Wiener Zeitung
Große Messe für Haydn „bei den Schotten“ (eigentlich: Basilika "Unserer Lieben Frau zu den Schotten", Freyung 6, Wien 1) mit Mozarts Requiem. Eine große Menschenmenge, sämtliche Tonkünstler Wiens und die höchsten Personen der französischen Generalität sind zugegen, ebenso Stendhal (eigentlich: Marie-Henri Beyle (geb. 1783-01-23 Grenoble; gest. 1842-03-23 Paris)
Zur Feier von Napoléons 40. Geburtstag erklingt Haydns "Te Deum" Hob. XXIIIc:2 im Stephansdom in Wien.
Gedächtnisfeier für Haydn in Berlin im Saal der Freimaurerloge "Royale York", Letzte Straße 21 (alte Zählung, heute: Dorotheenstraße 74, 10117 Berlin, Ecke Neustädtische Kirchstraße)